Kolpingfamilie Mesum beschließt ihre Auflösung

Mesum Das war am Mittwoch ein denkwürdiger Abend. Im Pfarrheim trafen sich die verbliebenen Mitglieder der Mesumer Kolpingfamilie zu ihrer letzten Versammlung. Auf der Tagesordnung stand als einziger Punkt die Beratung und Abstimmung über die Auflösung ihrer Gemeinschaft und aller damit verbunden juristischen, satzungs- und verbandsrechtlichen Regularien. „Das ist heute ein trauriger und kein schöner Tag. Aber es geht nicht mehr weiter und wir haben letztlich keine Wahl“, sagte Ludger Kellers bei der Eröffnung, der als Sprecher bis zuletzt der Kolpingfamilie vorstand.

Dafür gebe es eine Reihe von Gründen. Einen der wichtigsten führte er näher aus: „Wir haben seit Jahren nur noch 29 Mitglieder, von denen allerdings nur 21 aktiv waren. Diese erreichen allerdings inzwischen ein Durchschnittsalber von 82 Jahren. Damit können sie so gut wie gar nicht mehr an Veranstaltungen und programmatischer Arbeit teilnehmen.“ Man habe in der jüngeren Vergangenheit viele Versuche unternommen, hätte aber keinerlei Erfolg erlebt. Daher arbeite man bereits seit geraumer Zeit nur mit einem geschäftsführenden Notvorstand.

Die Entwicklung sei bedauerlich, begründete Kellers in einem kurzen Blick in die Geschichte der Kolpingfamilie in Mesum. Deren Anfänge reichten bis ins Jahr 1914 zurück, als ein erster „Gesellenverein“ gegründet worden sei. Aufgrund der Kriegswirren habe jener allerdings keinen Bestand gehabt, so dass es im April 1927 zur Wiederbegründung als „Kolpingfamilie Mesum“ gekommen sei. Jene sei danach über Jahrzehnte lang zu einem festen Bestandteil im kommunalpolitischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Leben Mesums geworden. Umso bedauerlicher sei nun das Ende, sagte voller Wehmut ein über 90-Jähriger an diesem Abend, der seit 70 Jahren ein treues Mitglied in der Kolpingfamilie ist. Er fasste wehmütig alle seinen schönen Erinnerungen an früheres und langes Vereinsleben mit „Sehr schade!“ zusammen.

Daniel Fissenewert, Leiter des Kolping-Verbandssekretariats, war aus Coesfeld als Berater gekommen, um die Auflösung sachgemäß vorzubereiten. Seine ersten Worte galten als herzliches Dankeschön dem Vorstand für treue Arbeit im Diözesanverband Münster und „für großes Engagement im Geiste Adolph Kolping über viele Jahre“. Weil es keinen anderen Möglichkeiten gebe, müsse der Verein bis Mitte Januar 2020 abgewickelt werden. Mit der Auflösung würden allerdings nicht die einzelnen persönlichen Mitgliedschaften erlöschen. Jede(r) bleibe, wenn nicht gekündigt werde, Mitglied im Bundesverband in Köln. Wobei es allerdings näher liege, sich einer Kolpingfamilie in der unmittelbaren Nachbarschaft anzuschließen. Jene seien zur Aufnahme gern bereit. Darüber sei bereits gesprochen worden.

Zur „geordneten Abwicklung“ gehören notwendige Schritte, informierte Fissenewert. Zunächst musste dazu ein förmlicher Beschluss gefasst werden. Der fiel nach kurzer Sachdiskussion bei den anwesenden 13 Mitgliedern einstimmig aus: „Auflösung zum 31. Dezember 2019.“ Der nach den letzten Abrechnungen noch vorhandene Kassenbestand soll danach gedrittelt werden und zu gleichen Anteilen an den Yendi-Kreis, ans Aids-Hilfswerk von Schwester Jutta Huesmann und ans Haus Hannah in Emsdetten gehen.

Zu Liquidatoren bestimmte die Versammlung gemeinsam mit Pfarrer Thomas Hüwe, der an diesem Abend durch Pfarrer i.R. Felix Schnetgöke vertreten wurde, zwei bisherige Vorstandsmitglieder: Sprecher Ludger Kellers und Kassierer Ewald Altevolmer. Die kleine Arbeitsgruppe wird ab sofort mit dem Diözesanverband Münster alle notwendigen Maßnahmen einleiten. Dazu gehört auch die Übergabe der Vereinsarchivalien, wozu das Banner und historisch wertvolle Unterlagen rechnen. Eine Gründungsurkunde gebe es allerdings nicht mehr, musste Ludger Kellers gleich einschränken.

Abschließend beschlossen die Mitglieder, das Vereinsleben zum Jahresende mit einer letzten Veranstaltung würdig ausklingen zu lassen. Anfang Dezember soll dazu noch einmal ein Kolping-Gedenktag gefeiert werden, an dem auch noch einige Jubilare geehrt werden sollen. Dann verschwindet die Kolpingfamilie Mesum für immer aus dem öffentlichen Leben und Bewusstsein der Gemeinde. Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

1 (28) Die unwiderruflich letzte Mitgliederversammlung der Kolpingfamilie Mesum, auf der die Auflösung beschlossen wurde

2 (33) Als Liquidatoren besorgen Ludger Kellers und Ewald Altevolmer (v.r.) gemeinsam mit Diözesansekretär Daniel Fissenewert die notwendigen Regularien

 

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