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Wissenswertes in aller Kürze über die Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer Rheine
von Franz Greiwe

1. Lage und Größe
Die katholische Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer Rheine besteht seit dem 24. Juni 2012. Ihr Gemeindegebiet nimmt den gesamten Südraum und damit knapp die Hälfte der Fläche der Stadt Rheine ein, die eine Gesamtgröße von 145 Quadratkilometern umfasst. Im Westen grenzt sie an Neuenkirchen (St. Anna), im Süden an Emsdetten (St. Pankratius), im Osten an Hörstel (St. Reinhildis) und im Norden ans übrige Stadtgebiet (St. Dionysius links der Ems und St. Antonius rechts der Ems).

Die Einwohnerzahl in der Südraumgemeinde beträgt 15193 (Stand: 1.1.2014); davon 7580 Frauen und 7613 Männer, aufgeteilt auf die einzelnen Pfarrteile Mesum mit 8581, Elte mit 2254 und Hauenhorst/Catenhorn mit 4358. Davon bekannten sich 10931 (72 Prozent) die weitaus meisten hier lebenden Menschen als katholisch (Mesum 6189, Elte 1593 und Hauenhorst/Catenhorn 3150).

In den Fusionsverhandlungen wurde nicht nur der neue Gemeindename bestimmt, sondern auch festgelegt, dass die Kirche St. Johannes Bapt. in Mesum als größtes und zentral gelegenes Gotteshaus die neue Pfarrkirche sein soll und dass in den Seelsorgebezirken Hauenhorst und Elte die Gemeindekirchen St. Mariä Heimsuchung und St. Ludgerus weiterhin bestehen bleiben werden.

2. Entstehung und Entwicklung
Mit Blick auf die Notwendigkeit neuer seelsorglicher Strukturen im Bistum Münster wurden schon vor mehr als einem Jahrzehnt erste Überlegungen angestellt, kleinere Pfarrgemeinden zusammenzufassen. Dabei entstanden neue Formen der Zusammenarbeit wie Pfarreigemeinschaften, Seelsorgeeinheiten, Pfarrverbände und Gemeindefusionen. Daraufhin schlossen sich am 1. April 2001 die Pfarrgemeinden St. Johannes Bapt. Mesum, St. Mariä Heimsuchung Hauenhorst und St. Ludgerus Elte zu einer Seelsorgeeinheit zusammen. Diese bekam nicht nur ein Logo mit den Namen und dem großgeschrieben Leitbegriff „Gemeinsam“, sondern auch alsbald den griffigen und populären Namen „ElMesHorst“. Zum Leiter ernannte der Bischof den Hauenhorster Pfarrer Hermann Otto.

In der neuen Einheit begann unmittelbar mit einer kurzen Phase des Kennenlernens eine Ära der Kooperation in Seelsorge und Verwaltung mit gemeinsamen Aktionen und Akzenten wie die fortan alljährliche gemeinsame Fronleichnamsprozession, die reihum in den drei Orten durchgeführt wurde. Die mehr als zehn Jahre andauernde harmonische Zusammenarbeit in zahlreichen, über die Gemeindegrenzen hinaus reichenden Arbeitsfeldern förderte das gegenseitige Verstehen, half Vorurteile zu beseitigen und baute neue Verbindungen in den drei Gemeinden auf.

Das bedeutete letztendlich eine ausgezeichnete Voraussetzung und hilfreiche Vorbereitung auf die endgültige, amtlich besiegelte Zusammenlegung der drei Gemeinden, wie sie 2011 von der Bistumsverwaltung vorgeschlagen und danach beschlossen wurde. Denn jede(r) hatte im Südraum von Rheine erfahren: Eine Fusion war unumgänglich. Zu deren Vorarbeit und Ablauf wurden vor Ort Pflicht- und Küraufgaben vorgegeben. Insgesamt befassten sich damit sieben Gremien in vielen Sitzungen, Beratungen und Gesprächen in den drei Kirchorten. Über deren Ergebnisse stimmten abschließend die beteiligten Kirchenvorstände, Gemeinderäte und letztlich der Seelsorgerat in einem einheitlichen Beschluss als „Pflichtprogramm“ ab. Zum Jahresende 2011 waren damit die „entscheidenden Würfel gefallen“: Die neue Großgemeinde kommt und konnte terminiert werden!

Das Fest des hl. Johannes Bapt. am 24. Juni 2012 war für die Fusion mehr als nur ein symbolisch oder gar zufällig ausgewählter Tag. Das begründete Regionalbischof Dr. Hegge am Geburtstag der neuen Gemeinde in Mesum, als er den Kirchenpatron vorbildhaft einen „Heiligen des Umbruchs und der Neuorientierung“ nannte. Der Mesumer Pfarrer Walter Groß, erst am 13. November 2011 in St. Johannes Bapt. neu eingeführt, bekam die Leitung der neuen Gemeinde übertragen.

Im festlichen Gottesdienst in der zur Pfarrkirche ernannten Mesumer Kirche mit Regionalbischof Dr. Hegge und Dechant Meinolf Winzeler wurde die „Gründung der neuen Pfarrgemeinde als kirchengeschichtliches Ereignis“ offiziell vollzogen: Urkundenverlesung über die Zusammenlegung der „katholischen Kirchengemeinden St. Johannes Bapt. in Rheine-Mesum, St. Ludgerus in Rheine-Elte und St. Mariä Heimsuchung in Rheine-Hauenhorst mit Wirkung vom 24. Juni 2012 zur neuen Kirchengemeinde unter dem Namen ‚Katholische Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer“, Ernennung eines gemeinsamen Verwaltungsausschusses anstelle der drei Kirchenvorstände, Beauftragung der hauptamtlichen Mitarbeiter, Einführung des neuen Taufbuches und Außerdienstsetzung der bisherigen Taufbücher, Segnung der neuen Dienstsiegel.

Nach dem Gottesdienst feierten die Gemeindemitglieder mit einem Fest den Zusammenschluss und übernahmen das neue Gemeindelogo: Drei Kirchen, als Silhouetten dargestellt, gehen ineinander über, umrahmt von einem nach oben offenen Kreis mit dem Kreuz. Das Bild steht für Einheit und Offenheit im künftigen Leben der neuen Gemeinde. Die dominierende Farbe Blau erinnert an das Wasser der Taufe.

3. Geschichte der drei Teilgemeinden und ihrer Kirchen
Die meisten der im Stadtgebiet fusionierten Pfarrgemeinden wurden erst vor gar nicht so vielen Jahrzehnten als Tochtergemeinden selbständig und wurden nunmehr mit ihrer „Mutterkirche“ wieder vereinigt. Die historisch-kirchenrechtliche Situation ist im Südraum ein wenig anders. Denn die drei Teilgemeinden Mesum, Elte und Hauenhorst/Catenhorn blicken auf eine jeweils recht unterschiedlich lange und bedeutende Geschichte zurück. Sie reicht bis ins 14. Jahrhundert zur gemeinsamen Wurzel, der Ur-Pfarrei St. Dionysius Rheine. Sie kehrten damit bei ihrer Fusion 2012 nicht zu ihrer Mutterkirche zurück.

Die älteste der drei Gemeinden ist St. Johannes Bapt. Mesum. Schon ihr Täufer-Patrozinium weist auf ein hohes Alter hin. Um 1373 wurde der Kirchbezirk Mesum nach der Fertigstellung einer eigenen Pfarrkirche (um 1350) von Rheine abgepfarrt. 1661 folgte Elte und seit 1931 ist Hauenhorst eine selbständige Pfarrgemeinde, besaß aber schon ab 1908 den Rektoratsstatus. Während Mesum und Elte über viele Jahrhunderte auch politisch selbständige Gemeinden waren, gehörten Hauenhorst und Catenhorn gemeinsam als Bauerschaften zur Amtsgemeinde Rheine links der Ems. Diese drei Kommunen bildeten mit der Gemeinde Rheine rechts der Ems seit 125 Jahren das Amt Rheine, das 1975 im Zuge der kommunalen Neugliederung mit Rheine zur neuen Stadt Rheine vereinigt wurde.

Mesum besitzt als Eigenheit zwei Kirchen mit dem Patrozinium des hl. Johannes des Täufers. Die erste Kirche entstand um 1350 im gotischen Baustil und steht nach wie vor etwas abseits des Dorfkernes auf dem ursprünglichen Kirchhof, dem späteren Friedhof. Um 1500 wurde sie um ein viertes Joch und um einen massiven Turm nach Westen hin vergrößert. Das von außen eher unscheinbar wirkende Gebäude wird von Experten als mittelalterliches Kleinod geschätzt und besticht innen durch seine ausgewogenen Proportionen und seine reiche Ausstattung mit dem Hochaltar, der nach hochbarocker Art gestaltet ist, im Blickpunkt und weiteren figürlichen und bildnerischen Darstellungen. An der inneren Westwand ist seit 1959 die Gedenkstätte mit sechs bronzenen Tafeln für die Toten der Weltkriege angebracht. Die alte Kirche konnte jedoch in letzter Minute – nur Turm und Sakristei waren bereits niedergerissen – vor dem Abbruch gerettet werden und dient heute noch der Gemeinde für Gottesdienste (in den Sommermonaten), Beerdigungsämter, Andachten und andere religiöse Veranstaltungen.

Als auch1781 nach dem Einbau einer Orgelempore das kleine Gotteshaus die stetig wachsende Gemeinde nicht mehr fassen konnte, wurde von 1887 bis 1890 nach den Plänen des Architekten Hilger Hertel einige Hundert Meter weiter nordwestlich und damit in der Dorfmitte ein größeres Gotteshaus im neugotischen Stil errichtet. Da man damals die alte Kirche abzureißen plante, wurden Kirchname und Patrozinium von ihr auf die neue Kirche übertragen: St. Johannes Bapt.. Das Hertelsche Baukonzept sah eine „Kreuzkirche (Centralbau)“ vor, das jedoch 1934 nach einer Erweiterung verändert wurde, so dass sich dem Betrachter jetzt die Form einer dreischiffige Kirche anbietet. Neben verschiedenen Pfeilerfiguren fallen heute vor allem die farbigen Kirchfenster im Chorraum auf, die1890 vom Glasmaler Anton von der Forst geschaffen wurden. Von der einstmals reichen Innenmalerei blieb nach mehreren baulichen Eingriffen nichts erhalten.

Der Ursprung der Pfarrkirche in Elte, dem heiligen Ludgerus, dem ersten Bischof von Münster geweiht ist, liegt möglicherweise im Bau einer frühen Kapelle der Steinfurter Grafen, die im Zusammenhang mit der Errichtung der etwa einen Kilometer entfernten Schwanenburg entstand und die 1343 vom münsterschen Bischof völlig zerstört wurde. Deren Steine dienten als Baumaterial für den Bau der Mesumer Kirche und anderer Gebäude in Elte. Nach langen Streitigkeiten um das Patronatsrecht durch den inzwischen zum lutherischen Bekenntnis übergetretenen Grafen von Steinfurt setzten die Elteraner Gläubigen durch, dass der Bischof von Münster 1661 ihre Kapelle zur Pfarrkirche erhob. In den Folgejahren dürfte das schlichte kleine Gotteshaus ab 1683 weiter ausgebaut worden sein, so dass von einer möglichen früheren Burgkapelle keinerlei Spuren mehr vorhanden sind. 1923 wurde die Kirche dann durch einen an der nördlichen Längsseite angefügten Anbau um mehr als das Doppelte erweitert. Einen Besuch wert sind die überaus reiche und wertvolle Innenausstattung mit Barockaltar und Renaissancekanzel, dem ebenfalls barocken Seitenaltar und dem Taufstein aus der Zeit der Pfarrwerdung.

Das erste Gotteshaus in Hauenhorst war eine kleine Kapellenschule, die jedoch spätestens Ende des 19. Jahrhunderts in Größe und Ausstattung keineswegs mehr den Ansprüchen der Bürger genügte. 1893 kam für einen Neubau die bischöfliche Genehmigung. Es dauerte jedoch noch, ehe das neue Gotteshaus, als Bauwerk der Neoromanik errichtet nach den Plänen des Architekten Johann Franz Klomp, am 2. Juli 1902 als „St. Mariä Heimsuchung“ eingesegnet werden konnte. 1931 wurde die Kapellen- und Rektoratsgemeinde zur selbständigen Pfarrgemeinde erhoben. Sehenswert sind im Innern neben verschiedenen Statuen und Bildern die Flachschnitzereien in der zweiflügeligen Holztür von Theodor Appelmann.

(Anmerkung: Eine ausführliche Beschreibung der Kirchen in Mesum, Elte und Hauenhorst samt ihrer Geschichte und Architektur sowie ihrer künstlerischen und kunsthandwerklichen Ausstattung findet sich in: Breuing/Mengels: „Rheine – Die Kunst- und Kulturdenkmäler in Rheine; Band 3, Teil IV, Rheine 2011)

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