Father Dr. Anthony Echiegu nahm mit Pfarrer i.R. Felix Schnetgöke Abschied von der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer

„Die alte Kirche in Europa kann von der jungen Kirche lernen“

Mesum/Elte/Hauenhorst Nach seinem vierwöchigen Besuch nahm am Wochenende Father Dr. Anthony Echiegu in Gottesdiensten, in denen er mit dem gesungenen „Vater unser“ in seiner Heimatsprache beeindruckte, und mit einem Gesprächsabend im Mesumer Pfarrheim wieder Abschied aus der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer. Am Mittwoch kehrt er in seine Heimat ins afrikanische Nigeria zurück, wo er in Abakaliki, einer Großstadt von rund 170000 Einwohnern lebt, die zugleich der Hauptort der südöstlichen Provinz Ebonyi mit der gleichnamigen Universität ist.


In seiner letzten Predigt und beim Begegnungsabend sagte er zunächst allen, insbesondere einigen Familien, herzlich Dank, „die sich sehr viel Mühe gegeben haben, für mich Tag und Nacht diesen Besuch und das Wiedersehen erfolgreich zu organisieren“. Namentlich dankte er seinem Gastgeber Pfarrer i.R. Felix Schnetgöke und seinem Neffen Marco Evers, die „mich vier Wochen lang umsorgten, bekochten und verwöhnten“. Es seien für ihn Einladungen zu privaten Festen und persönlichen Begegnungen gekommen: „Ich habe in meinem Leben noch nie so viel Kuchen gegessen.“ Einiges habe sich seit Oktober 2003, als er die Pfarrgemeinde nach einer rund zweijährigen Aushilfstätigkeit verließ, verändert: Neue Baugebiete, Neubauten „und es gibt weniger Kirchbesucher“. Unverändert seien jedoch viele Menschen geblieben, die er gleich wieder erkannte und die sich gefreut hätten: „Anthony ist wieder da!“
In seiner Heimatstadt Abakaliki arbeitet er seit 2003 an der Ebonyi State University und ist dort nach wie vor in der Gemeinde als Studentenseelsorger tätig: „Die ist vergleichbar mit der Aufgabe eines Pfarrers für etwa 1500 junge Mitglieder.“ Zudem lehrt er zusätzlich als Dozent die Fächer Anthropologie und Soziologie. Ferner betreut er als Direktor das Programm  „Work and Study“. Das ermögliche es Erwachsenen, am Wochenende neben ihrer täglichen beruflichen Tätigkeit und Arbeitszeit in Kursen mit einer Dauer von fünf bis sieben Jahren an der Universität zu studieren und wissenschaftliche Abschlüsse zu erwerben. Dabei seien für jene nur wenige Fachgebiete wie Medizin, Jura und Ingenieurswesen ausgenommen.
Gerade letztere Tätigkeit erfordere für ihn am Wochenende, wenn zudem seelsorgliche Aufgaben wie Gottesdienste anstehen, viel Arbeit und Aufwand. Denn rund 10000 erwachsene Studenten nutzen dieses Programm regelmäßig. Viele von ihnen seien bedürftig und könnten die Studiengebühren ganz oder teilweise nicht aufbringen, so dass seine Studentengemeinde einen Hilfsfonds eingerichtet habe. Dafür gebe es eine allmonatliche Kollekte, dafür bat er auch die Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer um Mithilfe. Wer hier helfen möchte, kann seine Spende noch bis zu seinem Abflug, spätestens bis Dienstagabend (6.9.), im Pfarrbüro abgeben.
Interessant waren in seinen Berichten über Nigeria immer wieder kleine Querverweise und Vergleiche zu Deutschland und Mesum. In Afrika sei der christliche Glaube noch sehr beeinflusst durch alte Kulturen und heidnische Wurzeln: „Wir sind noch eine junge Kirche.“ Dennoch „kann die alte Kirche in Europa von ihr lernen, vor allem ihre Dynamik und Begeisterung.“ Einiges davon zeigte Father Anthony anschaulich in kurzen Videosequenzen mit Ausschnitten aus dem Gemeindeleben wie Gottesdiente, Hochzeiten und Beerdigungen in Nigeria. So gebe es traditionell für Nigerianer keine Bestattung auf einem Friedhof. Verstorbene Familienangehörige beerdige man am Wohnhaus: „Tote gehören nach afrikanischer Überlieferung wie vor zur Familie“.
Sorgen, das verhehlte Father Anthony nicht, bereite ihm die wirtschaftliche Lage in Nigeria. Das Land sei zwar Ölproduzent, leide jedoch unter der gegenwärtigen Weltwirtschaftsflaute, unter Rezession und hausgemachten politischen Krisen: „Alles wird teurer.“ Eine weitere persönliche Sorge seien zunehmende Entfremdung und Nichtwissen der jungen Menschen um die Zusammenhänge und Bedeutung von Natur und Kultur. Deswegen arbeite er zurzeit an einer wissenschaftlichen Arbeit in Buchform, um darin diese lebenswichtigen, alten Beziehungen am Beispiel von Bäumen und Mythen wieder präsent zu machen und den Menschen darüber wieder die Augen zu öffnen.

Father Dr. Anthony Echiegu (re.) und Pfarrer i.R. Felix Schnetgöke
In einem Gottesdienst mit Pfarrer i.R. Felix Schnetgöke nahm Father Dr. Anthony Echiegu Abschied von der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer
Father Dr. Anthony Echiegu beeindruckte mit dem „Vater unser“ in seiner Heimatsprache
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