Weihnachten zwischen Brauchtum und Corona

Mesum/Elte/Hauenhorst Hört man sich um, dann wird in diesen Tagen nur noch über zwei Themen gesprochen: Weihnachten und Corona. Das ist naheliegend, denn zum einen ist keine Jahreszeit so reich gefüllt mit Erwartungen, Vorfreude und Vorbereitungen wie die Weihnachtszeit mit ihrem beliebten Brauchtum voller Rituale, Überlieferungen, Traditionen, Sitten und Gepflogenheiten, die nahezu noch jede(r) aus der Kindheit kennt und wertschätzt. Zum anderen erfüllt aber die Corona-Pandemie gerade jetzt und bereits zum zweiten Mal nach 2020 diese festliche Zeit mit ihren Belastungen, Folgen und Auflagen die Sorgen und Gedanken der Menschen. Diese Situation ist überall auch in der Pfarrgemeinde zu spüren.

„Auf Grund von Corona musste das weihnachtliche Programm immer wieder verändert werden“, beschreibt Pfarrer und Dechant Thomas Hüwe kurz vor den Festtagen Situation und Lage der Vorbereitung in der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer. Hier ist das Ziel eindeutig: So viel Weihnachten für alle wie eben möglich. Dazu gehört auch überliefertes Brauchtum wie das traditionelle Christkindeinläuten in der Vornacht auf Heilig Abend. Diesen uralten Läutebrauch kennt man so in dieser Form zu ungewöhnlicher Zeit nur in Mesum. Wer ihn miterleben will, der stelle sich vorsichtshalber einen Wecker für die Nacht vom 23. auf den 24. Dezember. Denn dann ertönen feierlich alle Glocken ab zwei Uhr für eine Viertelstunde (früher eine ganze Stunde lang) vom Mesumer Kirchturm und laden das Christkind ein.

Zum vielleicht bekanntesten Brauchtum gehört der Tannenbaum als ein Symbol des Weihnachtsfestes. Er wurde aber erst im 19. Jahrhundert in unserer Region heimisch  . Hermann Reckels, einer der bekanntesten frühen Volkskundler des Kreises, stellte zu Anfang der 1930er Jahre fest, dass „der lichtergeschmückte Christbaum (…) in  der Umgegend  von Burgsteinfurt (Hollich) und Catenhorn (…) erst in den letzten Jahre üblich geworden“ ist und damit seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wohl auch nach Mesum kam. (Schriftenreihe des Steinfurter Heimatbundes, Bd. 1, 1983,Seite 220).

Der Baum wurde nicht nur schnell zum Mittelpunkt in allen guten Stuben in der Weihnachtszeit, sondern stand auch alsbald in allen Kirchen. Das blieb bis heute schöner Brauch und daher orderte Sakristan Udo Mogdans rechtzeitig für die drei Kirchen der Pfarrgemeinde große Nordmann-Tannen beim Fachhändler: „Die Zeiten, als in vielen (Vor)Gärten der Gemeindemitglieder noch große Nadelbäume standen und für den Kirchenraum gestiftet wurden, sind lange vorbei.“ Beim Aufstellen der beiden etwa fünf Meter hohen Tannen in der Mesumer Kirche helfen ihm jedes Mal ältere Messdiener, weil  diese Arbeit für eine Person nicht zu schaffen ist.

Diesmal ist Carolin Hesselmann als Vorsitzende der Messdiener-Leiterrunde mit den weiteren Mitgliedern Clara Deitermann, Philipp Hesselmann, Nils Schumann und Timo Sterthaus angerückt. Sie alle sind vom Vorjahr her „christbaumerfahren“ und wissen auch ohne lange Erklärungen, was, wie und wo zu tun ist: Die Bäume von draußen hereintragen, im Chorraum aufrichten, einordnen, auspacken und geraderücken. Wenn dann das „In Ordnung!“  des Küsters kommt, beginnt die Feinarbeit mit dem Schmücken: Dazu sind 275 Meter Lichterkette zu verlegen, alle Kerzen zu einem harmonischen Gesamtbild von oben bis unten anzuordnen und eine Fülle von großen Strohstern zu verteilen.

Dabei können sie auch diesmal mit der tatkräftigen Mithilfe des siebenjährigen Yonah rechnen. „Der Junge ist schon seit Jahren ein begeisterter Fan dieser Vorbereitung in der Kirche und immer dabei“, erzählt seine Mutter schmunzelnd, die sich daher immer rechtzeitig bei Küster Udo Mogdans nach dem Termin dafür erkundigen muss, „damit er ja nichts verpasst.“ Yonah gefällt in diesem Jahr besonders die dritte Tanne. Denn ein solch deutlich niedriger  und ungeschmückter Baum steht erstmals zusätzlich im Eingangsbereich aller drei Kirchen. Pfarrer Thomas Hüwe erklärt dazu gern die Hintergründe: „Alle aus der Gemeinde, ganz besonders die Kinder und Familien, sind hier eingeladen ihn, ihn zu einem Weihnachtsbaum zu schmücken und/oder mit guten Wünschen zu behängen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.“

Weit weniger um Fantasie, vielmehr „um Vorsicht und Achtsamkeit rund um alle Weihnachtsgottesdienste für Mesum, Elte und Hauenhorst ging es den Verantwortlichen in der Pastoral und in den Gemeindeteilen“, so Pfarrer Hüwe über die Beratungen und Entscheidungen im Pastoralteam: „Grundsätzlich unterliegen alle Gottesdienste der 3G-Regelung. Damit müssen alle Besucher geimpft, genesen oder getestet sein. Eigenteste haben dabei keine Gültigkeit.“ Die Nachweise müssen beim Betreten der Kirche vorgelegt werden. Wer sich vorher im Pfarrbüro anmelde, könne dort seinen Impfstatus hinterlegen. Kinder und Jugendliche gelten bis zum 15. Lebensjahr gemäß der Corona-Schutzverordnung des Landes als getestet. Sie müssten jedoch einen Altersnachweis erbringen.

Weihnachten ohne Krippe, einem weiteren liebenswerten Brauch, ist nicht denkbar. Darum verweist Pfarrer Hüwe insbesondere auf die verschiedenen Krippenfeiern am Heilig Abend: In St. Mariä Heimsuchung in Hauenhorst findet um 15 Uhr ein Krippenbesuch als Stationsgang statt. Dort geht es vor allem darum, die neue Krippe vorzustellen und zu betrachten, dabei der Weihnachtsgeschichte nachzuspüren und mit einem Segen abzuschließen. In St. Johannes Bapt. Mesum ist um 15.30 Uhr mit Beteiligung der Gemeinde eine Krippenfeier im klassischen Stil, die auch online übertragen wird. St. Ludgerus in Elte lädt um 16 Uhr ein, „einfach zur Krippe zu kommen, sich die -Weihnachtsgeschichte erzählen zu lassen und mit einem Segen beschenkt zu werden.“

Am 24. Dezember werden einige Familiengottesdienste angeboten, so Pfarrer Hüwe, „die sich für das Pastoralteam schwierig gestalteten, da es nicht so einfach war mit der Vorbereitung. Treffen, Sprechübungen und anderes waren kaum möglich bei den vielen Corona-Regelungen. Die Familiengottesdienste finden daher in abgespeckter Form statt. Kinder und Familien werden dabei eher als Leser und weniger als aktive Akteure beteiligt.“

Zur Information über die weiteren Gottesdienstzeiten und -angebote an den drei Festtagen bietet die Gemeinde die bekannten Möglichkeiten (Johannesbrief für Advent/Weihnachten,, Kirchenzeitung, Medien, Internetseite von St. Johannes der Täufer Rheine). Die Christmetten um 21 Uhr in Hauenhorst und 22 Uhr in Mesum (auch online empfangbar) sind „wie  gehabt als 3 G-Veranstaltung zu besuchen. Am zweiten Weihnachtstag wird der Musikzug der Feuerwehr in Mesum im 8 Uhr eine liebenswerte Tradition aufrechterhalten und den Festgottesdienst wie gewohnt mitgestalten, allerdings nur mit einer kleinen Besetzung. Auch hierzu gibt es eine online-Übertragung

Einem Brauch aus neuerer Zeit kann in allen drei Ortsteilen gern nachgekommen werden, so Pfarrer Hüwe: „In allen Kirchen steht das Friedenslicht von Betlehem, kann dort entzündet und mit nach Hause genommen werden.“ Es trägt dann dazu bei, das Geheimnis der Nacht um die Geburt Jesu in alle Häuser und Familie zu tragen. Für die ganze Gemeinde gilt zudem bereits seit Jahren als besonderes Weihnachtsangebot die „Alternative Christmette“ mit Beginn um 24 Uhr in der Pfarrkirche St. Johannes Bapt. Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

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