„Weihnachten 2020: Der Sehnsucht der Menschen einen Raum schenken“

Trotz aller Verbote, Absagen, Auflagen und Neuordnungen, verursacht durch die Corona-Pandemie, und die manchen Bürger verunsichert oder gar verschreckt haben mögen, wird es auch 2020 ein Weihnachtsfest geben, versichert Pfarrer Thomas Hüwe: „Am Fest und seinen liebenswerten Traditionen in Mesum wird nicht gerüttelt, wenn auch einiges in abgespeckter Form neu erscheinen mag.“ Dazu zwangen bis zur letzten Minute neue schärfere gesetzliche Maßnahmen und Einschränkungen, die ein Umplanen und Anpassungen erforderten und die strikt eingehalten werden müssen: „Wir setzen da auf ein hohes Maß an Eigenverantwortung.“

Angesichts der sich verschärfenden Gefahrenlage wäre es unverantwortlich gewesen, auch draußen die Menschen in einer feiernden Gemeinschaft der Ansteckung auszusetzen, so der Pfarrer. So müssen alle Freiluft-Gottesdienste und Krippenfeiern am Heilig Abend entfallen. Dazu gehört auch in Abstimmung mit der evangelischen Kirche die ökumenische Krippenfeier um 15.30 Uhr auf dem Parkplatz der Gießerei Reckers. Eine Ausnahme bildet die „Krippenfeier als Stationsgang“, die um 14.30 Uhr in Hauenhorst wie angekündigt stattfindet. Dazu sind noch einige Plätze frei, so dass man sich noch anmelden kann. Zusätzlich werden zwei Familienchristmessen neu eingeschoben: eine um 16 Uhr in der Mesumer Pfarrkirche, eine zweite in Elte um 17.30 Uhr in der Ludgerus-Kirche. Dazu sind Voranmeldungen erforderlich

Die übrige Gottesdienstordnung an den beiden Weihnachtstagen wird wie angekündigt durchgeführt. Damit bleibt „viel Raum für die Sehnsucht der Menschen, um miteinander die Menschwerdung Gottes als Geschenk zu erleben und das eigentliche Geheimnis der Weihnacht zu feiern“. Pfarrer Hüwe sieht dazu noch zusätzliche, sinnvertiefende Angebote. So leuchtet in allen drei Kirchen der Gemeinde St. Johannes der Täufer an den Festtagen das Friedenslicht von Betlehem als wunderbares Symbol: „Licht erfreut die Seele, gibt inneren Frieden und schenkt Ruhe und Einkehr.“ Die drei Kirchen sind geöffnet, so dass jede(r) an diesen Tagen sein Friedenlicht dort entzünden und per Laterne oder geschützter Kerze nach Hause tragen kann. In der Mesumer Pfarrkirche ist dazu unübersehbar ein großer Friedensengel aufgestellt.

Als ein symbolträchtiges Zeichen bekommt in diesem Jahr die Krippe in allen drei Kirchräumen einen neuen, zentralen Platz und wird mittig vor dem Altar aufgebaut. Damit rückt das Geschehen der Heiligen Nacht bildhaft unmittelbar in den Blick der Kirchbesucher. Sie sind dazu dann eingeladen, zum Krippengang all ihre Sorgen, Nöte, Bitten, Wut, aber auch ihre Freude und ihre Wünsche in kreativer Form zur Krippe zu bringen: als Zettelnotiz oder in gebastelter Form. Dort kann man ein Licht entzünden und als Gruß, Geschichte und Segen ein kleines Geschenk mitnehmen: Jede(r) darf sich an und von der Krippe beschenkt fühlen.

Trotz Gesangsverbot werde man in allen Gottesdiensten für eine weihnachtlich-festliche Atmosphäre sorgen, verspricht Pfarrer Hüwe. Einen festlichen Beitrag während der gesamten Tage bietet auch weihnachtliches Brauchtum, wenn auch von der reichen Vielfalt an Sitten und Gebräuchen aus früheren Tagen bis heute nicht viel erhalten blieb. Erhalten blieb davon zur Einstimmung auf die heiligen Tage eine inzwischen wieder sorgsam gepflegte Tradition, auf die Pfarrer Hüwe gern einladend verweist: das „Christkindeinläuten“.

Diesen uralten Brauch beschrieb einst die Mesumer Brauchtumsforscherin Luise Achterkamp (1915-2000) so: „Vor Jahrzehnten ging in unserem Dorf Mesum alles viel ruhiger und gelassener zu als heute. (…) Einmal im Jahr bereitete das Läuten besonders viel Freude, wenn in der Nacht vom 23. zum 24. Dezember von ein bis zwei Uhr das Christfest eingeläutet wurde. Kurz nach Mitternacht sprangen die Buben aus den Betten und eilten durch die nächtlichen, verlassenen Straßen, häufig bei heftigem Schnee und Sturm, zur Kirche. Dort erwartete sie der Küster, der mit seinem großen Schlüssel die Kirche aufschloss. Nur flüsternd hasteten sie die ersten Stufen hinauf bis zum ‚Üorgelbüern‘. Scheu warfen sie einen Blick von dort in die schweigende Dunkelheit des stillen Kirchenschiffes. Hinter dem Üörgelbüern wand sich eine Wendeltreppe nach oben. Das spärliche Licht warf ihre Gestalten schemenhaft wie Schatten an die Wände. Endlich oben angelangt riskierten die Jungs einen Blick durch die Holzluken auf die Dächer des schlafenden Dorfes. Und dann begannen die Glocken zu singen.“

Die Läutezeit wurde in der Neuzeit modernisiert. Heute erklingen die Glocken in der Vornacht zu Heilig Abend, also vom 23. auf den 24. Dezember, nur noch von 2 bis 2.15 Uhr. Eltern weckten dazu einst ihre Kinder und trugen ihnen den dazu gehörigen Läutespruch vor: „Bimmele, bammele, dat Christkind kümp dranne. Wo kümp et denn dranne? Bi Stiäkers Heck, bi’n Krusen Baum.“ Demnach „kommt das Christkind bei Stiäkers Heck zum Krusen Baum“ und damit aus dem Süden ins Dorf. Denn die Ortsangabe „Stiäkers Heck“ meint eine alte Flurbezeichnung, die auf den Urhof Stecker hinweist. Von den ursprünglich drei „Krusen Bäumen“ steht heute, wenige hundert Meter vor dem Ortseingang an B 481, nur noch eine mächtige Eiche. Nicht wenige Mesumer stellen sich noch heute den Wecker, um den alten Braucht nicht zu verpassen. Bericht und bild Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

Die Krippe in der Pfarrkirche St. Johannes Bapt. in Mesum
Die Krippe in der Pfarrkirche St. Johannes Bapt. in Mesum
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