Signale-Jubiläumskonzert: Erlesene Chormusik und bewegende Texte

Blumen gab es für Chorleiterin Jeanett Bosch (r.)
Blumen gab es für Chorleiterin Jeanett Bosch (r.)

Mesum Das war am Freitagabend in der proppenvollen Mesumer Pfarrkirche St. Johannes Bapt. beim Jubiläumskonzert des Chores Signale wie eine Heimkehr an den Ort, wo er seine Wurzeln hat. Dabei überraschte er beim Einzug zunächst durch seine Warnwesten und dann mit einem Grußwort von Margret Schepers zur Musik von Guiseppe Verdi. Gemeinsam mit Maria Brümmer-Hesters erinnerte sie heiter-ironisch  an die erste Gründungsphase als „Johnny-Singers“. Kurz tauchten beide tief in die Geschichte des Chores „bis zu unserer Jugendzeit“ ein. Damals habe man „sich zwischen Flug und Segen“ nicht entscheiden können: „50 Jahre Chor  Signale  – das waren bewegte Zeiten mit viel Gesang, Musik und tausend Fragen.“

Um 1972 sorgten erste Auftritte in dieser Kirche, die manch Besucher als provokant empfand und daher für Aufregung in der Gemeinde sorgten. Sie hielten die junge Band für eine Gefahr für die Kirche, so ein Konzert der Johnny-Singers „wegen eines bevorstehenden Kirchen-Auftrittverbotes in einem Wirtshaussaal stattfand“, zitierte Maria Brümmer-Hesters in der Rückschau augenzwinkernd einen damaligen Zeitungsbericht. Aber eine Gefahr für den Kirchenfrieden gehe heute nicht von ihnen aus und die Warnwesten wurden abgelegt. Aber eine Gefahr für den Kirchenfrieden gehe heute nicht von ihnen aus und die Warnwesten wurden abgelegt.

Ihr Gruß galt den „vielen Weggefährten aus unserer Jugendzeit in Mesum“ und vor allem Wolf-Rüdiger Wilms als „einem unserer Gründungsvater“. Dass die „bewegte Zeit“ längst vergessen und aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar ist, bestätigte Pastoralreferentin Irene Kaiser in einer herzlichen Glückwunschadresse im Namen der Pfarrgemeinde. Sie dankte nachdrücklich dafür, dass die Gruppe zu ihrem Jubiläum wieder nach St. Johannes Baptist zurückfand. Am Ende gab es von Signale einen ihrer neuen Kalender, den sie zugunsten eines Projektes in Südafrika zum Kauf anbieten. Den nahm Magdalena Fricke für den Pfarreirat gern in Empfang

Dass der Chor Signale sich in seiner 50jährigen Geschichte treu geblieben ist, wurde jedem Besucher beim Blick ins Programm deutlich, in dem alle Texte zum Nachlesen aufgeführt waren. Denn dem Chor ging es zum einen nicht nur um bemerkenswerte Gesangskunst mit feiner Choreografie, um großartige Stimmen in perfektem Chorauftritt und um ausgewählte Lieder zu wunderbaren Melodien. Da sind zum anderen noch all die bewegenden Texte mit kritischen Inhalten, um unmissverständlich seine Botschaft und Ziele zu verkünden: Musik und Auftritt milderten zwar die Schärfe ihrer gesellschaftspolitischen Kritik, minderten jedoch keinesfalls deren Wirkung, Wahrheit und Klarheit.

Diese Botschaft, so könnte man den musikalischen Abend zusammenfassen, heißt für die engagierten Sängerinnen und Sänger vor allem Mutmachen für Träume auf eine bessere Welt mit mehr Gerechtigkeit und Frieden, gleichen Chancen und Menschenrechten für alle. Da sind insbesondere Kinder, Flüchtlinge und Unterdrückte eingeschlossen. Das zieht sich wie in einem Manifest als roter Faden durch das Konzertprogramm: Nicht nur musikalisch sehr gekonnt und unterhaltsam, sondern gleichzeitig auch den Finger brennend in die Wunden legend, mit Mahnen und Erinnern, mit Fragen stellen und Wege aufzeigen, dass Sinn und lebenswerte Ziele nicht mit Erfolg oder gar Wachstum zu verwechseln sind.

Da griffen sie beherzt zu Melodien und Texten moderner Musiker und Dichter. Etwa beim „Sound of Silence“ von Paul Simon (& Carfunkel), verhalten und damit umso nachdrücklicher interpretiert. Oder bei der heftigen Anklage „Alles nur geklaut“ von T. Künzel (Die Prinzen), wobei überzeugend wuchtig die Männerstimmen in den Vordergrund rücken. Sie zeigten mit ihren Gesängen eindrucksvoll, dass bekannte Komponisten und Texter wie  Konstantin Wecker („Waffenhändlertango“), Bert Brecht („Bitten der Kinder“) und Kurt Tucholski („Der Graben“) mit ihren Werken aktueller denn je sind.

Dass der Chor in seinem sozialem Engagement immer wieder weit über Deutschlands Grenzen blickte und die Aufmerksamkeit auf weltweites Leid richtete und internationale Solidarität einforderte, dafür standen Lieder und Songs in fremden Sprachen. Ob in Türkisch oder Spanisch, immer stand die Not der Menschen im Mittelpunkt wie Aids, Unfreiheit, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung: „Die Wahrheit ist, wir legen heutzutag in ernsten Zeiten“. So lautete es im „Trotzlied (Text und Musik: Die Schmetterlinge) am Konzertschluss. Das Textheft half, dass diese Botschaft nicht durch die musikalische Vortragskunst in den Hintergrund verdrängt wurde. Hörens- und erwähnenswert waren die Solistenpartien und die Instrumental-Combo, mit Gitarre, Geige und Flöte von Chormitgliedern gespielt, sowie das sich fein zurückhaltende Dirigat und die Konzertleitung von Jeanett Bosch. Für Letztere gab es einen Blumenstrauß am Ende für das restlos begeisterte Publikum für seine stehenden Ovationen eine Zugabe, ehe ein gemütliches Treffen mit viel Wiedersehensfreude bei „Wasser und Wein“ einen überaus gelungenen Konzertabend abschloss. Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

Ein heiter-ironischer Einstieg: Der Chor Signale in Warnwesten
Ein eindrucksvolles Konzert in voller Kirche
Ein eindrucksvolles Konzert in voller Kirche
Ein eindrucksvolles Konzert in voller Kirche
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