Weihbischof Christoph Hegge nahm sich viel Zeit für Fragen

Mesum Im Rhythmus von etwa drei bis fünf Jahren besuche der Bischof die Pfarrgemeinden zu einer ausführlichen Visite, begrüßte Pfarrer Thomas Hüwe am Dienstagabend im Pfarrheim Mesum den Weihbischof Dr. Christoph Hegge, der von seinem persönlichen Referenten Dr. Manfred Koers begleitet wurde. In das Visitationsprogramm eingebunden war abschließend eine Gesprächsrunde mit allen Gremien der Pfarrgemeinde. Dazu waren neben einigen Hauptamtlichen zahlreiche Vertreter aus Kirchenvorstand, Pfarreirat und Gemeindeausschüssen gekommen.

Solche Begegnungen seien ihm wichtig, bekannte der Weihbischof eingangs und lud ein, die Fragen und Probleme zunächst in Kleingruppen zu bündeln und dann mit ihm zu diskutieren. Dabei kam eine so große Themenfülle zusammen, dass die angestrebte Zeit um mehr als die Hälfte verlängert werden musste. Denn der Bischof ließ sich ausgiebig informieren und nahm zu allem ausführlich und offen und mitunter ganz persönlich formuliert Stellung. Er habe in der Pfarrgemeinde und der Arbeit vor Ort viele positive Veränderungen gespürt. Sein Eindruck: „Es läuft hier gut.“ Auch als gebürtiger Rheinenser bekomme er viele Informationen und erhalte aus den Medien regelmäßig Fakten und Infos, sagte er auf die Frage, wie die Bistumsleitung in Münster die Gemeinde Johannes der Täufer in Rheine wahrnehme.

Er wollte die Frage „Wie sehen Sie die Kirche in 10 bis 20 Jahren in Mesum, im Bistum und in Deutschland?“ und damit nach der Zukunft der Kirche nicht einfach mit einem kurzen Blick in die Glaskugel beantworten, weil niemand darauf heute ernsthaft eine realistische Antwort geben könne. Es werde aber sicher viele Veränderungen geben (müssen), was Formen, Räume, Strukturen und Institutionen angehe. Der entscheidende Blick sei jedoch, ob die christliche Botschaft dann noch und wie und wo die Menschen erreiche. Dafür seien neue Formen zu entwickeln, ohne dass dafür heute schon ein Patentrezept bekannt sei. Aber sicher sei für ihn: „Die Botschaft Gottes und der Glaube daran werden bleiben.“ Entscheidend werde sei, wie sehr Menschen noch dafür „brennen“, auf die Fragen der Menschen eine Antwort zu geben.

In Richtung „Zukunft der Kirche“ zielten auch Fragen nach dem „Synodalen Weg“, der in diesen Tagen beginnt. Es sei für ihn nicht hilfreich, mit vorgefassten Meinungen zu allen Themen in diese Gespräche zu gehen, so der Bischof. Für ihn seien Weg und Diskussion aber alternativlos für die Kirche von heute: „Wir müssen uns als Kirche den brennenden Fragen der Menschen stellen und gemeinsam um Antworten und Lösungen ringen.“ Er erwarte nicht immer Ergebnisse, die alle überall zufrieden stellen, „aber Impulse für die Weltkirche.“

Obwohl der Abend nicht dazu vorgesehen war, dass die einzelnen Gremien ausführlich über ihre Arbeit berichteten, gab es für Heiner Zimmermann eine kleine Ausnahme. Er stellte kurz das Projekt „Laudato si“ vor und hob u.a. die Aktionen „Blühwiese“ und „Nistkästen für Schleiereulen in den Kirchtürmen“ heraus. Dazu konnte Pfarrer Thomas Heitmann brandaktuell informieren und damit „mehr als der Bischof“ wusste, wie jener schmunzelnd zugab: „Das Bistum gewährte für die Nistkästen einen Zuschuss, damit dort zur Kontrolle kleine Kameras installiert werden können.“ Bischof Hegge versicherte, dass sowohl für das Bistum als auch für ihn persönlich der Umweltschutz auf allen Ebenen von höchster Bedeutung sei und dass viele, auch baulichen Maßnahmen dazu bereits eingeleitet wären. Von Heiner Zimmermann gab es für diese Unterstützung als kleines Zeichen des Dankes einen Mauerbienen-Beobachtungskasten.

Vehement widersprach der Weihbischof den Vorwürfen, dass die Bistumsleitung in Missbrauchsfällen von Priestern, das gelte auch für die „Causa Heitmann“, etwas vertuschen wolle. Vielmehr nahm er offen Stellung, denn man arbeite transparent, rückhaltlos und entsprechend gesetzlicher Auflagen kooperativ mit den staatlichen Behörden zusammen. Beklagt wurde von Gesprächsteilnehmern, dass der Datenschutz heute vielfach die seelsorgliche Arbeit behindere. So bekomme man beispielsweise keine Listen und Namen zur Erstkommunion- und Firmvorbereitung. Ob es künftig nicht bevorzugt Weltpriester aus den Partnergemeinden aus Ghana geben könne, war eine weitere Frage. Er wolle gern konkrete Fälle unterstützen, versprach der Bischof. Allerdings wäre inzwischen die Priesterversorgung in Afrika und Amerika kaum besser als bei uns.

Mit deutlichen Worten wurde zum Diskussionsende die bischöfliche Verwaltung als „schwerfällig, umständlich und wenig verlässlich“ kritisiert. So gebe es oft monatelanges Warten auf Antworten und Anträge, verbunden mit teuren Verzögerungen bei notwendigen Bauvorhaben: „Vieles geht in Münster nicht weiter, obwohl es von uns aber anders gefordert wird.“ Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

 Weihbischof Dr. Hegge (Mitte) im Gespräch mit den Gremien der Pfarrgemeinderat St. Johannes der Täufer
Weihbischof Dr. Hegge (Mitte) im Gespräch mit den Gremien der Pfarrgemeinderat St. Johannes der Täufer
Bei der Gesprächsrunde im Pfarrheim v.l. mit Pfarreiratsvorsitzender Jürgen Kösters, Dr. Manfred Koers, Pfarrer Thomas Hüwe, Weihbischof Dr. Hegge, Magdalena Fricke und Dorothee Heckhuis, beide Pfarreirat
Bei der Gesprächsrunde im Pfarrheim v.l. mit Pfarreiratsvorsitzender Jürgen Kösters, Dr. Manfred Koers, Pfarrer Thomas Hüwe, Weihbischof Dr. Hegge, Magdalena Fricke und Dorothee Heckhuis, beide Pfarreirat
Zur Freude von Dr. Manfred Koers und Pfarrer Thomas Hüwe überreichte Heiner Zimmermann an Weihbischof Dr. Hegge einen Mauerbienen-Beobachtungskasten
Zur Freude von Dr. Manfred Koers und Pfarrer Thomas Hüwe überreichte Heiner Zimmermann an Weihbischof Dr. Hegge einen Mauerbienen-Beobachtungskasten
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