Schwere Schäden an historischen Friedhofslinden in Mesum

Mesum Sturm „Friederike“, aber wahrscheinlich mehr noch das hohe Alter und krankhafter Pilzbefall, brachten es überraschend und unübersehbar an den Tag: Die beiden uralten Linden am Friedhofseingang zeigen nun weitaus höhere Schäden als vorher zu vermuten war. Das zwang Stadt und Friedhofsverwaltung zum Handeln. Am Mittwoch rückte ein Fachtrupp der Städtischen Betriebe Rheine mit Motorsägen, Steiger und Häcksler an. Als die Mitarbeiter zunächst den Baum nördlich des Kreuzes angingen, zeigten sich beim ihm alsbald schwerste Schädigungen: Der Stamm war hohl und weitgehend morsch, so dass größere Stammteile herausbrachen oder abgesägt werden mussten und ein sehr starkes Einkürzen notwendig war.

Sichtlich überraschte vom Ausmaß des Schadens zeigte sich vor Ort auch Margret Stüper, Vorsitzende des Friedhofsausschusses der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer. „Das ist ja alles morsch und trocken wie Zunder“, erschreckte sie sich, als sie einige Baumteile in die Hand und damit näher in Augenschein nahm. Keine Zweifel ergaben sich für sie daraus, dass hier sofort gehandelt werden muss. Die beiden Linden sind nicht nur ein Wahrzeichen für die alte Kirche und den Friedhof, sondern sie stehen auch als Zeugen für ein bemerkenswertes Kapitel Mesumer Geschichte. Denn einst stand zwischen ihnen, wo jetzt seit 1941 ein Holzkreuz steht, eine kleine Kluse, die über Jahrhunderte Ausgangspunkt für die Bittprozessionen der Pfarrgemeinde war. Die wertvolle Pieta, die hier einst verehrt wurde, hat seitdem ihren Platz in der alten Kirche.

Nicht nur deswegen standen die markanten Linden, deren genaues Alter man wohl erst beim Fällen und dann beim Zählen der Jahresringe ermitteln wird, unter Naturschutz. Dieser Schutz bestehe, so Margret Stüper, nach Auskunft der Stadt seit Jahren aber nicht mehr. Allerdings ist die entsprechende Schutzplakette immer noch gut sichtbar am Stamm zu erkennen. Schon 2001 zerstörte ein Sturm die Baumkronen, die daraufhin stark beschnitten werden mussten, und das Kreuz dazwischen.

Bedeutsam ist die Frage, wie es jetzt mit den beschädigten Bäumen weitergehen wird. Laut Margret Stüper werden Friedhofsausschuss und Kirchenvorstand umgehend Untersuchungen beginnen, sobald die Sägearbeiten beendet sind. Mit Fachleuten der Stadt werde man ein genaues Schadensbild ermitteln und dann festlegen, ob und vor allem wie die beiden Linden stehen bleiben können. Es sei durchaus möglich, dass die beiden alten Stämme ähnlich dem gewohnten Gesamtbild wieder auswachsen und grüne Kronen entwickeln. Denn es wäre schon bedauernswert, wenn die Friedhofslinden jetzt nach Jahrhunderten verschwinden und durch zwei kleine ersetzt werden müssten. Bericht und Bilder: Franz Greiwe.

Margret Stüper begutachtet die morschen Reste
Margret Stüper begutachtet die morschen Reste
Schwerste Schäden
Schwerste Schäden reichen bei der nördlich stehenden Linde bis ins Bauminnere
Noch haftet die Naturdenkmal-Plakette des Landes an der Linde
Noch haftet die Naturdenkmal-Plakette des Landes an der Linde
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