Das neue Mahnmal lädt ein, anzuhalten und nachzudenken…

„Schlichtheit der Architektur ein bewusster Bestandteil der Neugestaltung“

Mesum Am Nachmittag des Volkstrauertages gab es bei der Segnung und Eröffnung des neuen Mahnmals viele ernste Worte gegen das Vergessen, des Gedenkens und der Erinnerung an die vielen Opfer von Krieg, Ungerechtigkeit und Terror in der Welt. Werner Hachmann sprach dies in seiner Begrüßung im Namen des Verbandes Mesumer Vereine gleich zu Beginn zur ökumenischen Andacht an: „Bis heute hat der Volkstrauertag, der auf einen Vorschlag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge von 1919 zurückgeht, nichts von seiner Aktualität verloren. Denn die derzeitigen Krisen und Konflikte rund um den Globus machen deutlich, dass Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit noch immer nicht selbstverständlich sind.“

Danach gab es anerkennende Worte und viel Lob für das neue Mahnmal und die würdige Gesamtgestaltung des Tages. Bürgermeister Peter Lüttmann lobte dabei das bürgerschaftliche Engagement, das für „die Gedenkkultur in unserer Stadt ganz entscheidend ist, um sich kritisch mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen“. Gerade das neue Mahnmal fordere heraus, „aktuelle Entwicklungen zu hinterfragen und Demokratie zu leben. Es fordert uns auf, Haltung zu zeigen.“ Dazu sei der nunmehr „anders als zuvor öffentlich zugängliche Platz“ besonders geeignet, „den Verstorbenen aus zwei Weltkriegen, den Verfolgten – Menschen wie du und ich – ein würdiges Andenken zu bewahren.“

Matthias Höfker vom Kirchenvorstand ging kurz auf die Geschichte des Kriegergedenkens in Mesum und die Entstehung des neuen Mahnmals ein. In einer radikalen Umkehr von der früheren Heldenverehrung, sichtbar im monumentalen Denkmal von 1923, sei in zweijähriger Arbeit ein Mahnmal und zugleich Lernort entstanden, der „zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und das Lernen daraus für den Frieden anregen soll: Ein Mahnmal für den Frieden!“ Er hob besonders die Auswahl der Materialien und die „Schlichtheit der Architektur als bewusster Bestandteil der Neugestaltung“ heraus. Sein Dank galt dafür dem Arbeitskreis „Neues Mahnmal“, den Sponsoren, aber vor allem „den Vereinen und Bürgern, die uns durch Eigenleistungen und Finanzmittel unterstützt haben.

Pfarrer Thomas Hüwe, zurzeit in Urlaub, ließ durch Matthias Höfker ein Gruß- und Dankeswort verlesen. Darin nannte er die Errichtung des neuen Mahnmals „eine sinnvolle und sicherlich auch notwendige Aktion, die erinnern und mahnen, aber auch lehrend und lernen sein soll.“ Das neue Mahnmal lade ein, „anzuhalten und nachzudenken über den Frieden und den Unfrieden unserer Tage. Jeder Name, der auf den Tafeln zu lesen ist, ist ein Name zu viel.“ So werde die Erinnerung zugleich „unsere Verantwortung für die nachfolgenden Generationen und Mahnung zum friedlichen Umgang der Menschen aller Völker, Rassen, Nationen und religiöser Überzeugungen.“

Die Einsegnungsfeierlichkeiten begannen in einer gut besuchten An dacht mit den Fahnenabordnungen verschiedener Vereine in der neuen Kirche, die eindrucksvoll und wunderbar gekonnt musikalisch von der Mesumer Feuerwehrkapelle unter der Stabführung von Christian Laumann und vom MMC unter der Leitung von Alexandros Tsihlis gestaltet wurde. Bewegend waren die Eröffnung durch die Musiker mit „Ich bete an die Macht der Liebe“, einfühlsam interpretiert die tief empfundenen Lieder der Sänger: „Frieden sei dieser Welt beschieden“ und „Höre, Gott, unser Flehen“. Pfarrer em. Felix Schnetgöke und Pfarrerin Britta Meyhoff prägten im ökumenischen Geist die Feierstunde, wobei letztere in ihrer Predigt „bei jeglichem Streit eine friedliche Auseinandersetzung allein um der Sache willen“ anmahnte. Notwendig und zugleich hilfreich sei dazu ein Perspektivwechsel, der dazu zwinge, sich in die Argumente, Rolle und Sicht des Anderen hineinzuversetzen.

Der stille Gang zum Friedhof vereinte danach alle Besucher auf dem gemeinsamen Weg zum neuen Mahnmal, wo die Feierstunde mit der Segnung durch Pfarrer Schnetgöke und der ersten Kranzniederlegung durch die beiden Schützenvereinsvorsitzenden, Martin Hüls und Gerrit Stall, endete. Anschließend nutzten viele Gäste die Gelegenheit, in der alten Kirche die „Ausstellung zur Geschichte des Kriegergedenkens und der Mahnmale in Mesum“ zu besuchen. Schüler der Sekundarschule am Hassenbrock hatten zuvor die Friedhofswege zum Mahnmal und zur alten Kirche mit brennenden Kerzen und Lichtern illuminiert. Bericht und Bilder: Franz Greiwe

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