Willi Reckenfelderbäumer als Frühlingsbote

Mesum Dass es jetzt endlich Frühling wird, dafür gibt es in Mesum ein untrügliches Indiz: Immer, wenn die Temperaturen dauerhaft wieder ansteigen, dann baut Willi Reckenfelderbäumer auf dem alten Friedhof wieder als verlässlicher Frühlingsbote alle Handpumpen auf. Dann können sich die Leute für die Pflege der Gräber ihrer Angehörigen fortan wieder das wichtige Wasser vor Ort in Grabnähe beschaffen. Diese Tätigkeit übernahm er vor acht Jahren vom Schmiedemeister Anton Knüver und führt sie seitdem weiterhin ehrenamtlich aus.

Nachdem gegen Ende des letzten Jahres um Allerheiligen die ersten Frostnächte drohten, hatte Willi Reckenfelderbäumer alle zehn Handpumpen abgeschraubt, sie gründlich gesäubert und im heimischen Keller eingelagert. Dort blieben sie dann, bis jetzt nach dem Winter die wärmeren Sonnenstrahlen spürbar wurden und es nach den letzten Frosttagen endlich wieder Frühjahr wurde.

Dann holt der Rentner Willi Reckenfelderbäumer, der zuvor ein Leben lang als Fachmann in einem Installationsunternehmen tätig war, rechtzeitig die Pumpenteile hervor und inspiziert sie: „Einen festen Termin mit vorgegebenem Datum gibt es dafür aber nicht.“ Die Pumpenmechanik ist uralt, entsprechend wenig Verschleißteile gibt es: „Erneuert werden müssen allerdings des Öfteren die Dichtungen aus Gummi und Leder am Ventil oder am Pumpenkolben.“ Das bereite allerdings keine großen Probleme: „Noch immer stellt die Firma Reckers diese einfachen Handpumpen her, so dass es genügend Ersatzteile gibt.“ Hin und wieder müsse auch mal eine Pumpenstange ausgetauscht werden.

Die Montage auf dem Friedhof geht dem Fachmann leicht und sicher von der Hand. In seinem kleinen handgezogenen „Montagewagen“ hat er dafür alles an Werkzeug und Material, was er benötig und zieht damit von Bohrstelle zu Bohrstelle auf dem Friedhof – insgesamt sind es zehn. Die Arbeitsgänge sind dann immer gleich: Die Schutzklappe über dem Ansaugrohr entfernen, das gusseiserne Oberteil aufsetzen, fixieren und festschrauben. Dann folgt der wichtigste Teil: Oben füllt Willi Reckenfelderbäumer mitgebrachtes Wasser ein und drückt dann mit schnellen, kraftvollen Pumpbewegungen die Luft aus dem Rohr. Dadurch wird das Wasser von unten angesaugt. Der Vorgang wird dann als erfolgreich abgeschlossen, wenn ein kräftiger Strahl frischen Wassers aus dem Pumpenkran fließt.

Fortan reißt dieser Wasserstrom nicht ab, wenn dazu jedes Mal kräftig gepumpt wird. Aber damit beginnen vor allem für ältere Leute die eigentlichen Probleme, das weiß auch Willi Reckenfelderbäumer: „Für das Pumpen braucht es Kraft und Bewegungen, über die alte Menschen vielfach nicht mehr verfügen.“ Das sieht Pfarrer Thomas Hüwe genauso. Er möchte anstelle der zehn Handpumpen alsbald auf dem alten Friedhof eine moderne Wasserleitung mit Entnahmestellen, an denen ein elektrisch betriebenes System Wasser aus dem Kran, den man nur aufzudrehen braucht, fließen lässt. So wie es auf dem neuen Waldfriedhof immer schon war.

Die notwendigen Leitungen seien dazu bereits unter den Wegen verlegt, weitere Vorarbeiten „auf den Weg gebracht: Die notwendigen Ausschreibungen für den kommenden Ausbau laufen dazu.“ Er gehe davon aus, dass noch in diesem Jahr die gesamte Anlage in Betrieb genommen werden könne. Damit würde sich das Arbeitsfeld von Willi Reckenfelderbäumer allerdings verändern, denn das Ab- und Aufbauen der Handpumpen und deren Wartung werden entfallen. Nun  wird er vielleicht letztmals von Frühjahr bis Herbst von Zeit zu Zeit über den Friedhof gehen, Pumpenkontrollen ausüben und notfalls aktuelle Reparaturen vornehmen. Aber wie gesagt, „viel kann an diesen einfachen Geräten nicht kaputt gehen“. Und für die Wasserkannen, die zu fünft an jeder Pumpe hängen und eigentlich immer dort sein müssen, ist er nicht zuständig: „Die fallen in die Zuständigkeit des Friedhofsgärtners.“ Oder noch einfacher: Jede(r), der eine Kanne entnimmt, bringt sie immer zur gleichen Stelle zurück! Bericht und Bilder:Franz Greiwe.

Montage erfolgreich abgeschlossen: Wasser fließt!
Bevor unten Wasser fließen kann, muss Willi Reckenfelderbäumer oben Wasser einschütten und pumpen
Reparaturanfällig sind allenfalls die Dichtungen an Ventil und Pumpenkolben
Reparaturanfällig sind allenfalls die Dichtungen an Ventil und Pumpenkolben
Willi Reckenfelderbäumer mit seinem „Montagewagen“ zur nächsten Pumpenstelle auf dem alten Friedhof unterwegs

 

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