Wichtiger Perspektivwechsel: Im Kleinen das Große erkennen

Heiner Zimmermann
Heiner Zimmermann

Mesum Es ist schon eine bemerkenswerte und sehenswerte Ausstellung mit außergewöhnlichen Fotos, die am späten Freitagnachmittag auf Initiative des Pfarreirates St. Johannes der Täufer in der Friedhofskapelle auf dem Mesumer Waldfriedhof eröffnet wurde. An den Seitenwänden hingen dazu 21 großformatige Tierbilder in bestechender Schärfe und Farbigkeit  , wie man sie von der Motivwahl und Thematik selten zu sehen bekommt: Hier steht das kleine, an sich unscheinbare und vielfach als wenig schön und eher lästig empfundene Insekt diesmal unübersehbar ganz groß im Blickpunkt.

Es sei vielfach das Kleine, das schnell übersehen werde, wies Pfarrer und Dechant Thomas Hüwe in seinem Grußwort auf das Ausstellungthema und Anliegen hin. Darum gehe es hier um eine Einladung, sich auf den Weg zu machen, die Schöpfung einmal mit anderen Augen zu betrachten. Voraussetzung sei dazu „ein wichtiger Perspektivwechsel, um Größe im Kleinen zu entdecken und zu staunen“. Thomas Hüwe hob in seinen einleitenden Worten auch „auf den gewöhnlichen Ort für einen ungewöhnlichen Anlass“ ab. Meist gehe es in der Friedhofskapelle „eher um Tod und Dunkel“ und darum sei die Ausstellung eine Anregung zum Umdenken. Sein Dank galt vor allem den Ausstellungsmachern von der Arbeitsgruppe des Pfarreirates „Laudato si/ Schöpfung bewahren“, für die er namentlich Heiner Zimmermann, Thomas Feldhoff und Alwin Merker nannte.

Deren Sprecher Heiner Zimmermann übernahm es, in einem Kurzreferat in die Ausstellung einzuführen. Ziel sei nicht allein „die Bewahrung der Schöpfung, sondern vielmehr hierzu einen anderen Zugang zu schaffen“. Über die Dringlichkeit angesichts von Dürre und Überschwemmungskatastrophen und Artensterben als Folge von Klimawandel wollte er an dieser Stelle nicht sprechen, auch nicht zu Sorge und Angst darüber. Im Mittelpunkt stehe hier „ein Zugang über die Schönheit und das Staunen über die Schöpfung. Wir haben uns dabei für das Kleine entschieden. Um gerade darin die Schönheit auch richtig sehen zu können, haben wird die Fotos stark vergrößert.“ So lud er mit den Worten von Papst Franziskus zum genauen Betrachten ein: „Wenn jemand nicht lernt innezuhalten, um das Schöne wahrzunehmen und zu würdigen, ist es nicht verwunderlich, dass sich für ihn alles in einen Gegenstand verwandelt, den er gebrauchen oder skrupellos missbrauchen kann.“

Dem Fotografen Markus Holtmannspötter sei es mit seinen Bildern gelungen, „ein paar neue Bekanntschaften zu machen mit Tieren, die man sonst kaum zu Gesicht bekommt, weil sie klein sind und sich gut verstecken können.“ Gerade das Unbeachtete und Kleine groß ins Bild zu setzen, das sei ein ganz besonderer Anreiz, sein Hauptaugenmerk auf Insekten und Spinnen zu richten, sagte der Hobbyfotografen aus Ochtrup. Sich in die Natur und ins Grüne zu begeben, bedeute zugleich Stressabbau. Denn es brauche neben richtiger Technik, Standortkenntnis und Können vor allem viel Zeit und Geduld. Und „etwas Fachwissen kann auch nicht schaden. Aber manchmal hilft auch der Zufall.“

So gelangen ihm in Wiesen und Gebüschen, an Waldrändern und Lichtungen farbenprächtige und zum Teil spektakuläre Aufnahmen von seltenen Insekten wie Rote Keulenschrecke, Glänzende Binsenjungfer oder Ameise mit Blattläusen, von denen einige auszusterben drohen. Das Staunen über die Schönheit des Kleinen in der Schöpfung war es aber nicht allein, was den Fotografen alsbald zum gefragten Gesprächspartner machte. Oft standen seine virtuose Aufnahmetechnik und gelungene Bildwiedergabe im Mittelpunkt angeregter Fachdiskussionen.

Gelungen war auch das musikalische Rahmenprogramm, für das mit mehreren Beiträgen ein Trio verantwortlich zeichnete: Brigitte Lesting (Gitarre) hatte dazu noch Laura Winter (Klavier) und Helena Orant (Flöte) mitgebracht. Ihr Repertoire reichte von Ausflügen in die irische Volksmusikliteratur bis zur B-Sinfonie von Johann Sebastian Bach. Heiner Zimmermann dankte ihnen mit Blumen und verwies abschließend auf die Öffnungszeiten. Für den Publikumsverkehr ist die Ausstellung vom 14. Oktober bis zum 4. November geöffnet: Immer samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. Zusätzlich kann sie am 1. und 2. November, dann wie sonntags offen, besucht werden. Darüber hinaus können sich Gruppen nach Vereinbarung unter 016094921188 zu einer Führung anmelden. Der Besuch ist kostenfrei. Für den Besuch gibt es für alle einen Flyer mit Informationen zu den Fotos mit eingehenden Facherläuterungen zu den Insekten. Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

Ein besonderer Hinweis noch: Der Fotograf Herr Holtmannspötter hat dem Projekt Laudato si diese Aufnahmen kostenlos zur Verfügung gestellt. Alle Bilder können käuflich erworben werden. Der Erlös kommt hierbei dem Projekt Laudato si zugute, mit dem die Herstellungskosten für die Ausstellung zum Teil ausgeglichen werden könnten.

Vorn in der ersten Bank die Ausstellungsmacher mit v.r. Pfarrer Thomas Hüwe, Heiner Zimmermann, Alwin Merker, Thomas Feldhoff und Markus Holtmannspötter
Vorn in der ersten Bank die Ausstellungsmacher mit v.r. Pfarrer Thomas Hüwe, Heiner Zimmermann, Alwin Merker, Thomas Feldhoff und Markus Holtmannspötter
Der Fotograf Markus Holtmannspötter (r.) im angeregten Gespräch mit Pfarrer Thomas Hüwe vor einigen seiner spektakulären Fotos.
Der Fotograf Markus Holtmannspötter (r.) im angeregten Gespräch mit Pfarrer Thomas Hüwe vor einigen seiner spektakulären Fotos.
Für den passenden musikalischen Rahmen sorgten Brigitte Lesting (mitte) mit Helene Orant (l) und Laura Winter
Für den passenden musikalischen Rahmen sorgten Brigitte Lesting (mitte) mit Helene Orant (l) und Laura Winter.

 

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