Volkstrauertag in Mesum – „Kein Raum für Schüren von Ängsten und Vorurteilen“

Mesum Der Verband Mesumer Vereine, der gemeinsam mit den beiden Kirchengemeinden für den Volkstrauertag verantwortlich zeichnete, wartete dazu in der Gestaltung der Feierstunde in der alten Kirche und vor dem Mahnmal auf dem Friedhof mit einem bemerkenswerten Programm an Liedern, Gedanken und Texten auf, zu dem zunächst VMV-Vorsitzender Ludwig Hermeler Gäste und Fahnenabordnungen der Vereine begrüßen konnte: „Angesichts der Kriege und Konflikte in der Welt wollen wir den Krisen nicht gelähmt und hilflos gegenüberstehen, sondern hier und jetzt aktiv mit dem ökumenischen Friedensgebet ein Zeichnen für Menschlichkeit und Versöhnung setzen.“

Diese Zeichen setzte zunächst der Mesumer Männerchor unter der Leitung von Ludwig Wegesin mit drei bewegenden, gefühlvoll vorgetragenen Chorsätzen wie den Grabgesang „Über den Sternen“ oder Gotthilf Fischers „Frieden sei dieser Welt beschieden“, die er als eindringliche Bittgebete interpretierte. Pfarrerin Britta Meyhoff und Pastoralreferentin Jessica Tomkin wählten dann für ihren Gebetsteil themengebend das Motto der „Ökumenischen FriedensDekade“ vom 12. bis 22. November: „Sicher nicht – oder?“ Die Zeichensetzung ermögliche zweierlei Deutung: Zum einen werde angesprochen, dass tiefe Verunsicherung durch Krisen, Kriege und Terror dafür sorge, dass sicherer Friede auch bei uns längst keine Selbstverständlichkeit mehr sei. Zum anderen fordere das Fragezeichen zum Nachdenken über Politik und Umwelt heute auf: Sichern Waffenlieferungen den Frieden? Bringt Ankleben mehr Umweltschutz? Ihr Appell an alle: In Jesus den Mitmenschen sehen und in offener, unvoreingenommener Begegnung untereinander Angst und Verunsicherung überwinden: Das stiftet Frieden!

Ludwig Hermeler hielt seine Ansprache angesichts des regnerischen Wetters in der Kirche. Er ging dabei vom Motto des Gemeindejubiläums  „650 Jahre Mesum – Mesum voller Leben“ aus und mahnte an, dass zu „den bunten und fröhlichen Farben des Lebens in Mesum auch graue, dunkle, finstere und angstmachende Töne gehörten und gehören, die in Vergangenheit und Gegenwart Ausdruck von Kriegen, Gewalt, Terror und damit verbundenen Leid waren und sind. Auch heute nehmen wir mit Schrecken wahr, wie Kriege in unmittelbarer Nähe und in scheinbar weiter Ferne, der Krieg gegen die Ukraine und der Krieg im Nahen Osten, Not und Elend über Völker, Menschen, Natur und Umwelt bringen.“

Er mahnte an, „die großen Herausforderungen der praktischen Solidarität und Friedenskultur innerhalb unseres Landes und in unserem Heimatort anzunehmen. Zum Beispiel in der Flüchtlings- und Sozialpolitik. In unserer Gesellschaft darf kein Raum sein für das Schüren von Ängsten und von Vorurteilen, kein Raum für billigen Populismus und Fremdenfeindlichkeit, kein Raum für Hass und Rassismus und kein Raum für Antisemitismus. Die Gräber hier und in der ganzen Welt nehmen uns -immer eindringlicher- in die Pflicht, den Weg der Solidarität und Versöhnung zu gehen, Brücken zu bauen statt Mauern, der Weg zum Frieden beginnt mit unserer Einstellung und mit unseren achtsamen Handeln auch hier in Mesum. Es liegt in unserer Verantwortung, eine Welt zu schaffen, in der Vielfalt geschätzt wird und in der Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und Hautfarbe, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Religion oder Nationalität in Frieden und Achtsamkeit im Umgang leben können.“ Ganz praktisch wies er auf eine Möglichkeit hin: An jedem Donnerstag im Advent vom 7. bis  21. Dezember  an der Aktion „Schweigen für den Frieden“ teilnehmen. Die Gedenkstunde klang aus mit einem kurzen Schweigemarsch zum Mahnmal, wo Vertreter der beiden Schützenvereine einen Kranz niederlegte. Bericht: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

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