Erna Schabiewsky alias Ulrike Böhmer: „Ich sagg mal watt!“

Mesum Wenn Erna Schabiewsky, ein wenig derb nach nicht allerneuester Mode gewandet, auf die Bühne klettert, dann geht es gleich deftig zur Sache: „Ich sagg mal watt!“ Denn sie hinterfragt in kabarettistischer Sprache und mit scharfer Zunge mit Vorliebe die Situation der Kirche. Dazu hat sie natürlich ihre ganz eigenen, manchmal auch eigenartigen Gedanken, denn „ich reg mich auch so was von auf über die Oberen in der Kirche“. Aber es sind nicht nur jene, sondern auch die christlichen Leute und gewöhnlichen Kirchgänger, sofern man sie noch antrifft, bekommen ebenso gnadenlos ihr Fett weg.

Hinter „Erna“ steckt die Kabarettistin Ulrike Böhmer aus Dortmund und in Mesum nicht ganz unbekannt. Denn sie trat schon einmal bei einem Kulturfrühstück der Mesumer Frauengemeinschaft auf und sorgte damals für viel Heiterkeit. Das werde auch in diesem Jahr wieder so sein, versicherte die Kfd-Sprecherin Ute Storm nach einem gemeinsamen leckeren Frühstück in der vollen Aula der Alexander von Humboldt Schüle, als sie die Kirchenkabarettistin vorstellte. Diese werde sich „heiter-tiefgründig quer durch alle Kirchenprobleme wie Gemeindefusionen, Klosterleben, Glaubenszweifel, Kirchentage, Zölibat, Ehrenamt und Kirchenschließungen fragen“. Ute Storm war sich ganz sicher: „Da wird in den nächsten eineinhalb Stunden kein Auge trocken bleiben.“

So kam es dann auch, denn Erna ist „ein überengagierte Kfd-Frau, die rechte und linke Hand des Pastors und ohne die in der Gemeinde nichts läuft“. Aber leider habe sie feststellen müssen, „dass unser Pastor uns aus der Mitte abhanden gekommen ist: Der ist durch die Gemeindefusionen immer nur noch unterwegs“. Nach dieser ersten Verortung von Erna prasselten ihre spitzen, witzigen und (über)pointierten Fragen und Antworten auf die Zuhörerinnen ein, die ihren großen Spaß daran hatten und sich wiederholt gern einbinden ließen zu munteren Wortwechseln. Schließlich ist Erna von allgemein bekannten Personen und Alltagstypen umgeben, mit denen sich jede in der Aula jederzeit identifizieren konnte. Mit Ehemann Herbert etwa, der als „viri probati“ sich durchaus vorstellen konnte, als erfahrener Mann noch Priester zu werden. Das lag aber jenseits aller Vorstellung von Erna: „Denn im Altarraum gibt’s ja kein Sofa.“

Spitzzüngig holte Ulrike Böhmer zu ihren Rundumschlägen aus gegen eine kirchliche „Katechetisierung, wo Samenkörner nur an Kinder und Jugendliche verstreut werden, wobei der Heilige Geist doch viel mehr weiter oben gebraucht wird “, plädierte für die kirchliche Anerkennung von „anderen Lebensformen“ und kam deutlich und kritisch zur Sache bei der „Sexualmoral“. Da müsse man endlich sehen, dass „beim Missbrauchsskandal sogar der Himmel einstürzt und nicht nur die Welt“. Ihre ganz eigenen Sorgen machte sich Erna um ihre Freundin Hilde und deren Mann, die eine Ehekrise durchlebten und dabei in die „Stadt der Liebe“ reisen wollten. Dabei verwechselten sie Paris mit Rom und ausgerechnet dort kam noch eine heftige Glaubenskrise hinzu: „In der Sixtinischen Kapelle sah Hilde, dass Gott ein alter Mann mit Bart ist.“ Mit so einem Gottesbild leben und glauben möglicherweise ja noch andere Menschen heute – das sprach allerdings Erna nicht explizit aus. Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

Ganz in ihrem Element: Ulrike Böhmer als Kirchenkabarettistin Erna Schabiewsky
Ganz in ihrem Element: Ulrike Böhmer als Kirchenkabarettistin Erna Schabiewsky
Ganz in ihrem Element: Ulrike Böhmer als Kirchenkabarettistin Erna Schabiewsky
Ute Storm begrüßte mit einem Glas Sekt die vielen Frauen in der Aula der AvH
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