Denkwürdige Wallfahrt: „Hitzeschlacht und wahrlich keine Genussveranstaltung“

Unvergessliche Momente am frühen Morgen, bevor die Hitze kam: Gemeinsam unterwegs
Unvergessliche Momente am frühen Morgen, bevor die Hitze kam: Gemeinsam unterwegs

Altenrheine/Mesum Da waren sich Leitung, Komitee und Mitpilgernde am späten Sonntagnachmittag bei der Rastpause am Elter Heimathaus  einig: „Die Fußwallfahrt Altenrheine-Telgte 2023 wird in die Annalen eingehen.“ Seit 1676 und damit seit fast 350 Jahren pilgern die Menschen aus Altenrheine und Umgebung an einem Wochenende zum Gnadenbild nach Telgte und noch nie musste der lange Weg für zwei Trinkpausen unterbrochen werden. Aber in diesem Jahr ging es nicht anders, so Wallfahrtsleiter Roger Kösters: „So heiß war es noch nie. Die permanente Hitze machte diese fürsorgliche Unterbrechung notwendig.“

Das beschrieb ein Teilnehmer mit noch drastischeren Worten: „Das war an beiden Tagen eine Hitzeschlacht und wahrlich keine Genussveranstaltung.“ Pfarrer Jan Kröger von St. Anton aus Rheine vermutete da sicherlich nicht zu Unrecht „unübersehbare Anzeichen für einen Klimawandel, den es so in der Geschichte der Wallfahrt noch nicht gegeben hat.“ Dennoch war Roger Kösters mit dem Ablauf und Teilnehmerzahl „unserer traditionsreichen  Wallfahrt sehr zufrieden“. Denn dass so viele „trotz der prognostizierten Hitzewelle mit heißen Temperaturen mitpilgern würden, freut mich ungemein und macht mich stolz. Vor allem, weil alle so gut durchgehalten haben.“ Erstaunlich und besonders erfreulich war, so Kösters, dass der wie immer die Wallfahrt begleitende Malteser-Hilfsdienst Rheine „trotz alledem unterwegs nur wenig zu tun hatte.“

Daher fiel seine Bilanz durchaus positiv aus: 45 Pilgernde machten sich am ganz frühen Samstagmorgen an der Altenrheiner Kluse auf den Weg. Dann schwoll der Pilgerzug immer weiter an. In Elte waren es 96, in Saerbeck 126, mittags in Landskrone 140 und beim Einzug um 15 Uhr in Telgte 160 Fußwallfahrerinnen und Fußwallfahrer, die mit Applaus von vielen, traditionell am Straßenrand Wartenden dort empfangen wurden und damit ebenso wie beim Einzug am Sonntag in Elte die großartige Leistung unter der extremen Hitze anerkannten. Beim Rückweg war der Pilgertrupp erfahrungsgemäß wie immer deutlich kleiner: 25 zogen in Telgte aus, in Landskrone waren es 36 und in Saerbeck 44. Hinzu rechnete Kösters noch insgesamt 91 Rad- und 49 Buspilgernde. Zu ganz später Sonntagsstunde zogen letztlich noch 33, vom Friedhof an begleitet vom Musikverein Altenrheine, zu einer kurzen Andacht in die Altenrheiner Kapelle, dem Ausgangspunkt der Wallfahrt, wieder ein.

Im Wallfahrtsgottesdienst in der vollen Telgter Kirche, der in Konzelebration von Pfarrer Thoms, Pater Antony, Diakon Seidensticker (alle St. Anna Neuenkirchen) sowie Pater Jose und Pfarrer Jan Kröger von St. Antonius Rheine gefeiert wurde, stellte Letzterer in seiner Predigt die Begebenheit, wie Jesus auf dem See wandelt, in den Mittelpunkt. Darin könne man durchaus Parallelen zur Gegenwart in der Kirche sehen: Der mutlos werdende Petrus versinke, was an die Situation von heute erinnere. Kröger sah in der Wallfahrt eine kraftvolle Gemeinschaft von Gläubigen, die immer eine Laienwallfahrt war und sich so über Jahrhunderte profilierte, eine Gegenbewegung, die deutlich mache: Wir, die Kirche, versinken nicht. Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

Unterwegs nach Telgte – Pilgernde wie seit 1676 auf ihrem Wallfahrtsweg
Einzug am Samstag in die Telgter Wallfahrtskirche
Einzug am Sonntag nach anstrengendem Weg in Elte
Einzug am Sonntag nach anstrengendem Weg in Elte
Pause vor dem Heimathaus Elte: Leitung und Komitee zogen eine erste Bilanz der Wallfahrt
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