Die KAB und der Mesumer Kreuzweg

Mesum: Betend und betrachtend den Kreuzweges zu gehen hat in der Kirche eine lange Tradition. Eine Legende erzählt, dass die Kreuzverehrung mit Kaiserin Helena, die um 320 die drei Golgatha-Kreuze gefunden haben soll, begann. Vor allem die Franziskaner förderten seit dem 15. Jahrhundert den Kreuzweggang mit bildlichen Darstellungen des Leidensweges Jesu. Überliefert ist, dass die Gemeinde Mesum allerdings erst 1864 ihren großen Kreuzweg mit 14 Stationen bekam. Aufgestellt wurden sie im weiteren Umfeld der Kirche, im Kirchinnern war dafür kein Platz. Geschaffen wurde er vom Münsterschen Künstler Christoph Bernard Mosecker (1830 – 1883). Leider existieren von seinem Kreuzweg nur noch vier Stationen in ihrer ursprünglichen Form: Nummer 5 an der alten Johannesschule, Nummer 6 und 7 am Hof Schulte Mesum an der Feuerstiege, Nummer 13 auf dem Friedhof. Die Station 8, ebenfalls an der Feuerstiege, erhielt 1974 einen andersartigen Aufsatz.

Wenn nun am Karfreitag, 14. April, die Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer entsprechend der überlieferten Liturgie der Karwoche zum großen Kreuzweg einlädt, der um 9 Uhr an der Kirche beginnt, dann schließt sich vor allem die Mesumer KAB dieser Einladung an. Denn sie hat in ihrer mehr als 100jährigen Geschichte vor allem in den letzten Jahrzehnten dazu eine besondere Beziehung aufgebaut, wie sich Josef Kattenbeck als Vorstandssprecher gerade in diesem Jahr gern erinnert. Für ihn und die KAB ist der Karfreitag in diesem Jahr ein denkwürdiger Tag.

Es war vor 35 genau Jahren: 1982 konnte ein völlig neuer Kreuzweg, vom bekannten Bildhauer Josef Krautwald aus Rheine geschaffen, feierlich eingesegnet und erstmals offiziell termingerecht gegangen werden. Die KAB war an Planung, Finanzierung und Aufbau maßgeblich beteiligt. Vorbei war nun die Zeit, dass sich die Gemeinde jahrelang für ihren traditionellen großen Gebetsgang am Karfreitag mit einem Kreuzwegtorso begnügen musste, bei dem schlichte Birkenkreuze fehlende alte Stationsbilder von 1864 ersetzen mussten. Schon in den 1970er Jahren war darum beschlossen worden, einen neuen Kreuzweg zu errichten. Als wichtigster Initiator und Förderer trat hier immer wieder die KAB in Erscheinung. Sie fertigte nicht nur die provisorischen Kreuze als Stationsbildersatz, sondern setzte sich in diesen Jahren maßgeblich für eine komplette Neuanlage ein und rief  immer wieder zu Spenden auf. Es ist ein Verdienst der KAB, dass der große Kreuzweg in Mesum immer eine große Beteiligung fand und immer noch findet.

Die KAB half auch, gleichzeitig einen anderen, leicht verkürzten Wegverlauf zu finden, weil neue Baugebiete, z.B. am Schultenhof, und Verkehrsbauten wie die Umgehung der B 481 dies erforderten und der seitdem gelegentlich angepasst werden musste. Der Kreuzweg beginnt seitdem vor der alten Josefschule, verläuft danach über die Schulstraße sowie den alten Friedhof und am Schultenhof vorbei zum neuen Waldfriedhof und von dort zurück zum Pfarrgarten. Als Abschluss und Höhepunkt stellte Krautwald hier eine 15. Station mit dem Bild des auferstandenen Christus auf.

Festgehalten ist die Kreuzweggeschichte in der Urkunde, die zur Fertigstellung des neuen Kreuzweges am 6. Juni 1981 eingefügt wurde: „Die Kreuzwegprozession am Karfreitag ist in unserer Pfarrgemeinde St. Johannes Bapt. eine über 100 Jahre alte Tradition. Viele alte Stationen jedoch an dem alten Weg (Hof Anton Schulte Mesum, Neue Stiege, Rolinerstraße, Burgsteinfurter Damm, Feuerstiege bis Hof Focke, durch die Felder und zurück über den Friedhof) sind der Verwitterung ein Opfer geworden und nicht mehr zu restaurieren. Außerdem kann dieser Weg wegen des Ausbaus der Umgehungsstraße (Münsterlanddamm) nicht mehr gegangen werden. Durch besonderes Bemühen der KAB, unter der kräftigen Mithilfe des Kaplan Edgar Johnen (bis Oktober 1980 Kaplan in Mesum) und des neuen Pfarrers Franz Heitmann (seit dem 18. Mai 1980 Pastor in Mesum), des Heimatvereins Mesum und etlicher Mitglieder des Pfarrgemeinderates ist dieser neue Kreuzweg mit dem neuen Weg in der Gemeinde neu errichtet worden. Der Künstler Joseph Krautwald aus Rheine arbeitete ihn in 15 Stationen aus Bronze auf Ibbenbürener Sandstein.“

Der neue Kreuzweg erforderte wie vor mehr als 150 Jahren viel Geld. Im 19. Jahrhundert stifteten verschiedene Mesumer Familien eine komplette Station, nahmen sie dazu in Pflege und sorgten für Grün- und Blumenschmuck, wenn die Prozession vorüber ging. Ganz ähnlich verhielt es sich 1981/82, wie die Urkunde weiter festhält: „Die anfänglichen Schwierigkeiten der Finanzierung klärten sich aber sehr schnell, denn alle Stationen fanden Stifter (diese sind im Pfarrarchiv namentlich festgehalten). Zudem konnte noch eine beachtliche Summe Geld gesammelt werden für die Ausschmückung des Kreuzweges und der Restaurierung der Mariengrotte hinter der Kirche. Die Gemeindemitglieder freuen sich über den neuen Kreuzweg und können ihn erstmalig am hohen Pfingstfest im Jahre 1981 gehen und betrachtend Hilfe und Kraft für ihr Leben suchen.“

Die Urkunde unterzeichneten Pfarrer Franz Heitmann, Pfarrgemeinderatsvorsitzender Alfred Scheffer, KAB-Vorsitzender Heinrich van Alen und Walter Kamp für den Heimatverein. KAB-Mitglieder halfen tatkräftig beim Aufbau und Aufstellen der einzelnen Kreuzwegstationen mit und übernahmen deren Bepflanzung, Schmuck, Pflege und Unterhalt. Das halten sie nunmehr seit 35 Jahren ununterbrochen bis heute so. Dafür verwenden sie auch alljährlich Mittel aus der Kollekte beim großen Kreuzweggang. Außerdem gestalten sie seit vielen Jahren mit Gebeten und Liedern diese traditionelle Karfreitagsprozession. Bericht und Bilder: Franz Greiwe

Der große Kreuzweg fand immer eine große Beteiligung der Gläubigen
2003 erinnerten noch einmal provisorische Birkenkreuze an fehlende Kreuzwegstationen
Aufstellen einer neuen Kreuzwegstation an der Schulstraße mit dem Bildhauer Josef Krautwald (2.v.l.) und Pfarrer Franz Heitmann (mitte)
Einsegnung des neuen Kreuzweges 1982 durch Pfarrer Franz Heitmann und Pfarrer em. Heinrich Menker an der Station 1

 

Top