„Ich habe mich hier wie zu Hause gefühlt“

Hauenhorst: Mit stehenden Ovationen und lang anhaltendem stürmischen Applaus verabschiedete die Gemeinde Pfarrer Hermann Otto am Sonntag in der Kirche St. Mariä Heimsuchung nach 20 Jahren Tätigkeit in der Gemeinde. Dazu gab es für den Scheidenden viele kleine und größere Abschiedsgeschenke – von Martin Luther aus Playmobil bis zum gemütlichen Sessel für die neue Wohnung. Letzterer übrigens mit Aufstehhilfe. „Und immer, wenn sich die Aufstehhilfe regt, musst du nach Hauenhorst kommen“, meinte Diakon Friedel Nähring, schmunzelnd, als er den Sessel im Namen der verschiedenen Gruppen übergab.

Pastor Otto verlässt Hauenhorst nach gut 20 Jahren und ist von nun an in Ibbenbüren als Seelsorger tätig (MV berichtete). Die Verabschiedung fand im Rahmen des Neujahrsempfangs der Gemeinde St. Johannes der Täufer statt.

Die Veranstaltung begann mit einem festlichen Gottesdienst und wurde anschließend im Gemeindehaus bei Grünkohl und Kaffee und Kuchen fortgesetzt.

„Dies ist heute für mich die letzte Sonntagsmesse in Hauenhorst. Guten Morgen!“, begrüßte Otto die vielen Besucher. Zuvor war er gemeinsam mit dem leitenden Pfarrer Thomas Hüwe, Pfarrer emeritus Felix Schnetgöke, Diakon Nähring sowie Messdienern und zahlreichen Fahnenabordnungen in die Kirche eingezogen. Alle drei Chöre – Kinderchor, Kirchenchor und der Projektchor – wirkten bei der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes mit.

Der Kinderchor schickte Wünsche wie Sterne in den Himmel und der Projektchor sang ergreifend „Heute beginnt der Rest deines Lebens“.

„Ich kann mich noch gut erinnern, als wir am 5. Oktober auf das 20-jährige Jubiläum von Pastor Otto angestoßen haben“, sagte Jürgen Kösters, Pfarreiratsvorsitzender, nach dem Gottesdienst bei der offiziellen Verabschiedung in der Kirche. Kurz darauf sei die Nachricht gekommen, dass Otto die Gemeinde verlassen werde. „Das hat uns sehr traurig gemacht“, sagte Christian Smit vom Gemeindeausschuss. „Aber heute wollen wir nicht jammern oder klagen, sondern dankbar zurückblicken“, erinnerte er an viele persönliche, glückliche, lustige, aber auch traurige Begegnungen mit Pastor Otto.
Kösters hatte noch gut den Zeitungsartikel zur Ankunft von Otto in der Gemeinde vor Augen: „Ein Pastor mit Strohhut auf dem Kopf“, das hatte es bis dahin in Hauenhorst noch nicht gegeben. Augenzwinkernd nannte er einen von Ottos Grundsätzen: „Man darf über alles predigen, nur nicht über sieben Minuten.“
Messdienergemeinschaft, der Kreis junger Familien, der Lebendige Adventskalender, die Seelsorgeeinheit „ElMeshorst“, die der fusionierten Gemeinde voranging, die Partnergemeinde in Ghana, Tamale, das seien nur einige der zahlreichen Projekte und Aktionen, die Pastor Otto ein besonderes Anliegen waren. „Durch Pastor Otto haben wir eine neue Art von Priester sein erfahren!“
Seinen trockenen hintersinnigen Humor wüssten viele zu schätzen. „Ihr segensreiches Wirken und Sie persönlich werden wir vermissen“, brachten die Redner ihre Wertschätzung zum Ausdruck. Und alle Besucher standen auf und applaudierten, weil sie genauso denken.
Pfarrerin Britta Meyhoff überbrachte die Grüße der evangelischen Gemeinde und schenkte einen Playmobil-Luther. „So schick im Anzug habe ich Sie noch nie gesehen“, meinte sie herzlich lachend. In Sandalen und Wollsocken, meistens auf dem Fahrrad, sei der Pfarrer ihr gleich sympathisch gewesen.

„Deine Einfachheit und Schlichtheit haben dich ausgemacht“, sagte zum Schluss Pfarrer Thomas Hüwe. 20 Jahre lang habe Otto in Rheines Süden Kirchengeschichte geschrieben, „Wenn du Hermann Otto sprechen willst, musst du ihm am besten die Luft aus den Reifen lassen“, habe er, als er neu in die Gemeinde kam, zu hören gekriegt, wenn der Hauenhorster Pfarrer mal wieder unterwegs war. „Abschied ist nicht das Schlimmste auf der Welt. Dass man sich wiedersieht, ist das, was zählt“, schloss er sein Grußwort.

Keine große Rede halten wollte Pastor Otto, der schon lange in seinem neuen Sessel Platz genommen hatte. „Ich möchte Danke sagen, denn ich habe mich hier sehr wohl und zuhause gefühlt.“
Voran die beiden Spielmannszüge zog die Gemeinde ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus, wo sehr viele Gemeindemitglieder die Gelegenheit nutzten, um sich auch noch persönlich von Pastor Otto zu verabschieden. Bericht und Bilder: E. Boolke

Pastor Otto verabschiedet sich mit einem Gottesdienst in der Gemeindekirche St. Mariä Heimsuchung in Hauenhorst
Der Vorsitzende des Pfarreirates Jürgen Kösters
Ein Abschiedsgeschenk aus der Gemeinde St. Johannes der Täufer Rheine
Zum anschließenden Neujahrsempfang traf man sich im Dietrich Bonhoeffer-Haus in Hauenhorst
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