Von altem und neuem Weihnachtsbrauchtum Mesum

Mesum Man muss nicht unbedingt schon hochbetagt sein, um aus reicher Lebenserfahrung festzustellen, dass sich das Brauchtum um Advent, Nikolaus und Weihnachten in den letzten Jahrzehnten erlebbar veränderte. Früher war alles thematisch sowie zeitlich genau abgegrenzt und klar gegliedert. Weihnachten vorgeschaltet war die vierwöchige Adventszeit als eine Zeit der Stille und inneren Vorbereitung sowie der Einstimmung auf die kommenden Festtage, ganz ähnlich der Fastenzeit vor Ostern. Dementsprechend gab es weder in der Familie noch in der Öffentlichkeit laute Feierlichkeiten und keine Musikveranstaltungen. Weihnachtslieder waren Tabu; allenfalls wurde zu kirchlichen Konzerten und Veranstaltungen mit besinnlicher Adventsmusik eingeladen. Eine für Kinder hochwillkommene freudige Unterbrechung dieser stillen Wochen war der Besuch des Nikolaus. Er kam allerdings nur an diesem einen Abend. Ansonsten trat er nicht mehr auf.

Das alles hat sich grundlegend verändert. Eine Adventszeit scheint es, vielleicht mit Ausnahme des Adventskranzes und -kalenders, nicht mehr zu geben. Alles ist lange vorher, in Geschäften und Straßen oft bereits weit vor Dezember, laut und glitzernd bereits voll auf Weihnachten ausgerichtet. Überall laute Weihnachtslieder aus Radio und Lautsprechern, geschmückte Weihnachtsbäume, glitzernde Lichterketten, fröhliche Geschenkwelten. Ein allgewärtiger, bunter Weihnachtsmann wie heute – einst undenkbar. Kaum sind die Festtage vorbei, ist alles wie ein Spuk schnell verschwunden – wenn nicht noch in den Kirchen und manchen Häusern die Krippe stände. Früher aber begann erst mit den Festtagen die eigentliche Weihnachtszeit, die lange Zeit auch für die Kirche erst am 2. Februar endete.

Aber dennoch gibt es in dieser veränderten Welt immer noch überliefertes und liebenswertes Festbrauchtum in Mesum zu entdecken. Das beginnt und begann am 3. Advent mit dem schon traditionellen Konzert des Mesumer Männerchores im Mathias-Stift. Darauf verwies gern Vorsitzender Bernhard Hülskötter, der sich freute, dass nach einer längeren Coronapause die Sänger dem schönen musikalischen Brauch wieder nachgehen konnten. Unter der Stabführung von Dirigent Ludwig Wegesin, der gleichzeitig am Klavier begleitete, führten sie in der Kapelle ein kleines, mit eher leisen Liedern zur Adventszeit zusammengestelltes Programm auf. Im Kontrast dazu stand ein Weihnachtssingen unter der festlich beleuchteten Dorfeiche an der Alten Bahnhofstraße, zu dem zur gleichen Stunde die Werbegemeinschaft Mesumer Kaufleute eingeladen hatte. Da konnten alle vorüber Gehenden kurz verweilen, einen Glühwein trinken und spontan mitsingen. Das fiel vielen leicht, denn zum Angebot gehörten nur die alten, bekannten Weihnachtslieder aus vergangenen Jahrhunderten.

Musik in jeglicher Form und Instrumentierung gehört nach wie vor untrennbar zum Weihnachtsbrauchtum in Mesum. Dazu bringt sich seit mehr als 100 Jahren auch der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr mit seinem traditionellen Weihnachtsständchen immer wieder gern ein, „um mit jeweils zwei bis vier Liedern den Menschen in Mesum das Warten auf Heiligabend zu verkürzen.“ Wer daran teilnehmen und zuhören möchte, dem sind die einzelnen Auftritte und Standort hier genannt. Start ist am Heilig Abend um 15.25 Uhr an der Hasenhöhle. Von dort geht es um 15.45 Uhr im Altenwohnheim Mathias-Stift weiter, wo die Kapelle auf der Brücke im Innenhof musiziert. Die weiteren Haltestellen sind dann: 16.10 Uhr an der Franz-Sellhorst-Straße, 16.30 Uhr am Prozessionsweg, 16.50 Uhr am Ploogweg, 17.10 Uhr am Abzweig Albert-Stienemann-Straße/Nielandstraße, 17.30 Uhr an der Bürgerstraße und 17.50 Uhr Abschluss auf dem Kirchplatz. Zu hören ist der Musikzug, auch das ist längst Tradition, am zweiten Weihnachtstag in der Pfarrkirche St. Johannes Bapt., wo er den Gottesdienst um 8 Uhr feierlich musikalisch mitgestaltet.

Eine ganz andere Art der Musik kommt schon vor dem Heiligen Abend hoch oben vom Kirchturm. In der Nacht vom Samstag, 23., auf Sonntag, 24. Dezember, ertönen von 2 Uhr an für eine Viertelstunde alle Glocken. Damit pflegt die Pfarrgemeinde den uralten Brauch des „Christkindeinläuten“. Damit wird nach alter Überlieferung das Christkind begrüßt, das von Süden her in die Gemeinde zieht und zum Verweilen eingeladen wird. Unbekannt ist, warum dies bereits vor der Heiligen Nacht so Brauch ist. Inzwischen gibt es immer mehr Mesumerinnen und Mesumer, die sich den Wecker stellen, um das feierliche Geläut nicht zu verpassen. Punktgenau um Mitternacht des Heiligen Abend hat die Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer seit Jahren ein feierliches Angebot: Sie lädt um 0 Uhr zur alternativen Christmette mit dem Thema „Gott + Mensch – Suchen + Finden“ in die alte Kirche auf dem Friedhof ein. Wer „eine eher normale Christmette“ vorzieht, für den hat Pfarrer Thomas Hüwe in diesem Jahr ein besonderes Angebot: „Statt des früher üblichen Familiengottesdienstes findet diese am Sonntag um 17 Uhr statt.“

In diesem Jahr möchte die Pfarrgemeinde in besonders eindringlicher Weise daran erinnern, dass Weihnachten ein Fest des Friedens ist. Dazu beitragen wird die Aktion „Friedenslicht aus Bethlehem“, so Pfarrer Hüwe: „Alle, insbesondere die Familien, sind eingeladen, gerade in diesem Jahr sich mit den Menschen in der dortigen Region, ganz gleich, ob Palästinenser oder Israelis, Muslime, Christen oder Juden durch dieses Licht solidarisch zu erklären in der Sehnsucht nach Frieden.“ Das Licht wird vom Dom zu Münster abgeholt und in die Mesumer Kirche getragen. Von dort wird es in einer Laterne am Heilig Abend in die evangelische Samariterkirche zum Krippenspiel um 16 Uhr und zum Gottesdienst um 17.30 Uhr gebracht, wo es „als Zeichen der Verbundenheit alle Christen leuchtet“, so die Einladung von Pfarrerin Britta Meyhoff. Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

Zur Rückbesinnung auf die besinnliche Einführung und Vorbereitung auf die Weihnachtszeit gab es in der Pfarrkirche St. Johannes Bapt. gleich zwei bildlich ansprechende Anregungen:

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