Wiedereinsegnung des historischen Friedhofskreuzes vor der Alten Kirche in Mesum

Das neu eingesegnete Friedhofskreuz

Mesum Das Patronatsfest der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer war für Pfarrer und Dechant Thomas Hüwe zugleich der richtige Zeitpunkt und Anlass, „das historische Friedhofskreuz vor der Westfassade der alten Kirche erneut zu segnen.“  Bekanntlich musste es wegen verschiedener Umbaumaßnahmen im Zuge der Wiederherstellung des Friedhofspättken kurzfristig abgebaut werden und wurde jetzt wieder aufgestellt.

Die Feier begann mit einem Gottesdienst in der alten Kirche, den Pfarrer Hüwe gemeinsam mit Diakon Roland Simon zelebrierte. Dabei stellte er den Kirchenpatron in seiner Festpredigt als „Prophet und Mensch mit Charakter, der für seine Überzeugung und Treue in den Tod ging“, in den Mittelpunkt. Auch heute bedürfe es immer wieder solcher „Menschen, die Missstände klar benennen, den rechten Weg weisen sowie  Hoffnung wecken und Mut machen können.“ Das Kreuz, so Pfarrer Hüwe bei der Einsegnung, sei nicht nur ein Zeichen für Tod, sondern für Leben und Hoffnung und vor allem für Gottes Nähe.

Deutlich wurde, dass es sich um eine Wiedereinsegnung handelte. Das belegt ein kleiner Blick in die Geschichte des denkmalgeschützten Kruzifixes. Denn es wurde 1942 und damit vor mehr als 80 Jahren errichtet. Damals benötigte die Gemeinde für die ein Jahr zuvor abgebrochene kleine und uralte Kluse einen Ersatz. Dabei kam zwischen den beiden mächtigen Linden am Eingang des Friedhofes nur ein neuer Bildstock in Frage und nicht die Wiederherstellung des bisherigen kleinen Heiligenhäuschens, das von den mächtigen Bäumen rechts und links förmlich zerquetscht worden war.

Den Auftrag für das neue Bildwerk erhielt der Bildhauer Heinrich Bäumer (1874+1951) aus Münster. Rudolf Breuing beschreibt in der Reihe „Rheine – Die Kunst- und Kulturdenkmäler in Rheine“, Band 3 im Teil IV „Die Denkmäler in Elte, Hauenhorst und Mesum“ (Seite 369) das aus dunkel gebeiztem Eichenholz gefertigte und mit einer Verdachung aus Kupferblech geschützte Kunstwerk detailliert: „Der in seiner Gesamterscheinung an  westfälische Kreuze der Spätgotik erinnernde spätexpressionistische Kruzifixus von 1942 ist ein typisches Werk Heinrich Bäumers, des damals meistbeschäftigten Schöpfers religiöser Bildwerke in Münster. In den schlanken Proportionen und der eleganten Bewegung ist noch das Erbe der westfälischen Nazarener (Anmerkung: Gemeint ist hier eine populäre Kunstrichtung im 19. Jahrhundert) zu erkennen. (…) Stilistisch modern und ausdrucksmäßig auch der Entstehungszeit in der Mitte des Zweiten Weltkrieges angemessen, sind die gratige Verhärtung der Formen und Leblosigkeit von Mimik und Anatomie sowie die materialgerechte ungeglättete Oberfläche des harten Eichenholzes, an dem noch die kräftezehrende Arbeit mit dem Holzbildhauereisen deutlich sichtbar ist.“

Zur Geschichte des denkmalwerten Kruzifixus als Zeugnis dörflicher Volksfrömmigkeit in schwerer Kriegszeit gehört auch, dass im Herbst 2001 ein orkanartiger Sturm über die beiden Friedhofslinden hinweg zog und dort schwere Schäden anrichtete. Die trafen auch das Friedhofskreuz zwischen ihnen, dass anschließend vom Mesumer Bildhauer Werner Bruning abgebaut, fachgerecht restauriert und wieder aufgestellt wurde. Ferner wurden die zeitweilig unter Naturschutz stehenden dicken Linden entfernt, weil sie morsch und zu einer Gefahr geworden waren. Als Ersatz wurden an gleicher Stelle zwei jungen Linden gepflanzt.

Das Patronatsfest mit Wiedereinsegnung endete bei herrlichem Sonnenschein in einer gemütlichen Gesprächsrunde mit einem kleinen Umtrunk, zu dem der Pfarreirat die selbstgemachte kühle Bowle „Johann vom Felde“ servierte, ohne Alkohol hergestellt aus feinen Kräutern: „Prost und auf Johannes!“ Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

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