Dreiste Diebstähle auf dem Mesumer Friedhof

RHEINE-MESUM/HAUENHORST. „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass der Bronze-Engel von unserem Grab gestohlen wurde“, erzählt Eva Boolke. Die 55-jährige MV-Mitarbeiterin und gebürtige Mesumerin ist eine von vielen Betroffenen, denen hochwertiger Grabschmuck gestohlen wurde. „Als ich nach meinem Urlaub in der Zeitung über die Diebstähle gelesen habe, bin ich gleich zum Alten Friedhof gefahren“, berichtet die Hauenhorsterin weiter. „Und da habe ich gesehen, dass der Engel nicht mehr da ist. Ich war entsetzt und bin es immer noch.“ Der Engel war fest am Grabstein montiert und wurde wohl in der Nacht zum 5. April mit einer Flex entfernt.

Die Grabstelle auf dem Alten Friedhof ist seit vielen Jahren  in „Familienbesitz“ der Familien Schwipp/Kamp. Dort liegen ihre 1985 mit 42 Jahren verstorbene Mutter, ihr 2020 verstorbenen Bruder Martin gibt es dort auch. „Der Engel war für unsere Familie etwas ganz Besonderes. Ich kann mich noch gut erinnern, wie viele Gedanken sich meine Oma gemacht hat, um die passende Figur für das Grab ihrer Tochter zu finden.“ Jetzt ist sie weg. Gestohlen von Metalldieben, denen offenbar nichts heilig ist. Und wenn man der Polizei glauben darf, wo Boolke Karfreitag Anzeige erstattete, wird sie auch wohl nicht wieder auftauchen. Das Diebesgut werde zerkleinert und an Schrotthändler verkauft, berichtete ein Polizeibeamter. Rund 3,50 Euro pro Kilo würden Händler dafür an Privatkunden zahlen, gibt ein örtlicher Metallhändler Auskunft. Für Kupfer sind es fünf Euro. „Wenn uns so etwas angeboten wird, verständigen wir die Polizei.“

Wenn der Metallpreis hoch ist, nehmen auch die Diebstähle auf Friedhöfen zu. Von der Grablampe – 70 wurden allein auf dem Neuen Friedhof in Hauenhorst gestohlen – bis zum großen Bronzekreuz. Alles was sich relativ zügig abmontieren lässt, wird eingepackt. Die Diebe sind im ganzen Kreis unterwegs: u.a. auf Friedhöfen in Mesum, Hauenhorst, Rheine-Eschendorf, in Emsdetten, Wettringen, Dreierwalde… (wir berichteten).

„Wenn ich daran denke, dass unser Engel zerschnitten und eingeschmolzen wird, tut mir das in der Seele weh. Meinem Bruder Matthias, der in Peking lebt, geht es genauso. Ich habe ihn natürlich sofort angerufen.“ Die beiden würden natürlich gern wieder eine solche Figur auf dem Grab installieren, wenn man indes damit rechnen muss, dass sich erneut Diebe daran zu schaffen machen.

Ebenso tief betroffen und fassungslos war ebenfalls die Familie Schmees. Auch deren Elterngrab Franz und Mathilde Sievers, so beklagte Josefa Schmees, wurde wohl in derselben Tatzeit von den gleichen Grabräubern und Metalldieben heimgesucht. Beide Tatorte liegen nur wenige Meter weit entfernt „Dabei hatten wir erst wenige Tage vor Ostern die Grabanlage neugestaltet. Darum sind unsere Wut und Trauer über die Freveltat umso größer.“ Die Diebe hatten es auf den wertvollen Grabschmuck, eine meterhohe kunstvoll gestaltete Rose aus Bronze, abgesehen. Wahrscheinlich nutzten sie eine Säge oder Flex, um den Stil, der fest einzementiert war, zu durchtrennen. Was vor allem schmerzt, ist neben dem Metallwert in Höhe von etwa 250 Euro ganz besonders die trostlose Leerstelle und der Gedanke, dass hier böswillig die Grabruhe gestört und geschändet wurde. Die Rosenskulptur war ein einzigartiges Andenken und insbesondere der 2002 verstorbenen Mutter gewidmet.

Matthias Höfker vom Verwaltungsrat weist auf Nachfrage für die Kirchengemeinde darauf hin, dass für die Pfarrgemeinde „die auf den Gräbern aufgebrachten Steine, Statuen, Lampen, etc. immer Privateigentum der jeweiligen Grabpächter sind. Eine Versicherung gegen Diebstahl oder Vandalismus besteht seitens des Friedhofsträgers daher nicht.“ Es könne sich aber lohnen, in einigen Hausratversicherungen nach Klauseln für solche Fälle Ausschau zu halten: „Das ist dann aber wiederum Sache des jeweiligen Pächters/Eigentümers.“ Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

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