Wiedergeburt eines alten Brauches: Maria Himmelfahrt und Kräuterweihe

Mesum/Elte/Hauenhorst: Initiative und  Anstoß kamen von den „Communio-Mitgliedern“ des Pfarreirats, worauf die Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer in beeindruckender Weise einen alten Brauch wieder aufleben ließ. Sie lud ein zum Festtag Maria Geburt ein, das früher in der katholischen Kirche ein Hochfest war. Im Mittelpunkt stand dabei die Kräuterweihe. Pfarrer Thomas Hüwe erläuterte zu Beginn des Gottesdienstes, wie es einer frommen Legende nach dazu kam: „Am Tage des Begräbnisses Maria fehlte Thomas, einer der Jünger. Als er von seinen Reisen zurückkam, wollte er Maria noch einmal sehen. Das Grab wurde geöffnet und leer vorgefunden. Nur ein Duft von Blumen und Kräutern entströmte ihm. Seither werden Kräutersträuße aus einer bestimmten Anzahl an Kräutern gebunden, geweiht und u.a. im Herrgottswinkel aufbewahrt.“

Gottesdienst und Kräuterweihe standen bei dieser beeindruckenden Wiedergeburt des alten Brauchtums in der rappelvollen alten Mesumer Kirche im Mittelpunkt. Gemeinsam stellten Pfarrer Hüwe und Kerstin Reich-van Trinh, Mitglied im Pfarreirat, eine Reihe von Heilkräutern wie Schafgarbe, Kamille, Pfefferminze  und Salbei vor, erläuterten deren Wirkung und Anwendung und brachten sie in ihrer Bedeutung in Beziehung zur Botschaft der Evangelien und des Glaubens. Sie alle dienten den Menschen zum Schutz vor Unwetter, Blitz und Donner und als Beimengungen im Viehfutter bei Tierkrankheiten.

Früher hing ein Strauß mit mindestens sieben Kräutern zum Schutz in jedem Haus. Viele solche kleinen Sträußchen hatte Kerstin Reich-van Trinh zuvor mit Hilfe fleißiger Kinder zusammengestellt, die dann von drei Mädchen vor dem Gottesdienst an alle Besucher verteilt wurden und die Pfarrer Hüwe während des Gottesdienstes segnete. Diese Kräuterweihe ist eines der Sakramentalien und seit dem 8. Jahrhundert bekannt, vermutlich aufgrund der Überlieferung des Kirchenvaters Johannes von Damaskus (*650+754). In seiner Predigt ging Pfarrer Hüwe kurz auf Bedeutung und Aktualität des Feiertages ein. Jener vermittele als wichtige Botschaften, dass zum einen Leib und Seele zusammen gehören  und zum anderen Gott das Ziel des Lebens auf Erden sei.

Es blieb nicht beim wohlriechenden Duft unzähliger Heilkräuter in der alten Kirche und bei Belehrungen darüber und nicht nur jede(r) durfte ein Bündel gesegneter bunter Kräuter mit nach Hause nehmen. Vor der Kirche wartete anschließend die Gruppe „Communio“ und lud zur Kostprobe eines von Kerstin Reich-van Trinh zubereiteten Kräutersaft und in gesellig-froher Runde zum Gespräch, nicht nur über Suche und Zubereitung heilender Kräuter, ein. Das Urteil aller: Lecker, erfrischend und – zu mindestens erhofft – gesund. Insgesamt war es der gelungene Versuch zur Wiedergeburt eines alten Brauches, der verdient, dass der Festtag künftig einen festen Platz im Kirchenjahr der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer bekommt.  Bericht und Fotos: Franz Greiwe; siehe auch: mv-online.de.

Kim Maria van Trinh, Anna und Jette Heckhuis (v.r.) verteilten an alle Kirchbesucher kleine selbstgebundene Sträußchen Heilkräuter
Pfarrer Hüwe weihte die Heilkräuter während des Gottesdienstes
Gut an kam in gesellig-froher Gesprächsunde der Kräutersaft von Kerstin Reich-van Trinh (7.v.l.)
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