Mesum „Verreisen ohne Koffer“ bot auch in diesem Jahr wieder Urlaub wie aus dem Bilderbuch, ohne jedoch dazu vorher eine weite Reise antreten zu müssen: herrliches Sonnenwetter, ein gemütliches Ambiente im und rund ums Mesumer Pfarrheim, schöne, auch mal unerwartete Ferienerlebnisse, lückenlose Versorgung, leckeres Essen, gute Betreuung, Fahrdienst inklusive und dazu an allen Tagen ein unterhaltsames Programm. Augenfällig demonstriert wurde gerade dieses am Nachmittag bei unserm Besuch. Nach einem gemütlichen Kaffeetrinken lud Peter Junk im kühlen Schatten einer großen Linde im Pfarrgarten alle Gäste zu einer musikalisch-beschwingten Reise mit vielen Liedern, Schlagern und Melodien zum Mitsingen und Schunkeln ein.
Die insgesamt fast 90 Urlaubsgäste, davon 42 in der ersten Woche, mussten auf nichts verzichten, was einen erholsamen Urlaub ausmacht. Hans-Jürgen Pelke, als Organisator und Moderator zuständig für Ablauf und Programm, und Josef Feismann, der sich um Küche und Versorgung kümmerte, hatten alles trefflich vorbereitet. Zum 28. Mal richtet sich nunmehr dieses Angebot an alle Senioren und Senioren aus dem gesamten Kreisdekanat Rheine, 1990 initiiert von der Dekanatsaltenkonferenz und durchgeführt vom Caritasverband Rheine. Teilnehmen kann jede(r), sofern 80 Jahre alt. Eine Höchstgrenze gibt es nicht, erklärt Hans-Jürgen Pelke. In dieser Woche ist der älteste Teilnehmer 94, im Vorjahr war er gar 101 Jahre alt.
Meist sind es die Kinder, die ihre betagten Eltern zur Teilnahme anmelden. So ging es auch Gisela Wichmann und Mathilde Mahlmann aus Rheine, die von ihren Töchtern „geschickt“ wurden. Da ahnten aber beide noch nicht, was auf sie zukommen würde. Denn beide waren in ihrer Kinder- und Jugendzeit an der Falkenstraße direkte Nachbarskinder und spielten tagtäglich miteinander. Als sie heirateten, verloren sie sich völlig aus den Augen, obwohl sie noch einige Zeit in der Stadt lebten. Das lag auch darin geschuldet, erzählte Gisela Wichmann, dass sie dann für nahezu 30 Jahre in Horstmar-Leer lebte und erst 2016 wiederum zur Falkenstraße zurückkehrte. Sie ahnte keineswegs, dass ihre frühere Freundin auf der anderen Emsseite wohnte.
Als sie am Montag erstmals das Mesumer Pfarrheim bei der Aktion „Verreisen ohne Koffer“ betrat, entdeckte sie zunächst keine vertrauten Gesichter. Als sie sich jedoch setzte, war neben ihr schon eine Dame, die ihr gleich bekannt vorkam. Ein Blick auf das Namensschild überzeugte sie endgültig: Das saß ihre frühere Freundin Mathilde Mahlmann, die sie nahezu 60 Jahre nicht gesehen hatte. So groß hier der Zufall mitspielte, so groß waren auch beiderseits Überraschung und Wiedersehensfreude. „So kann das Leben manchmal spielen“, sahen beide den „Wink mit dem Zaunpfahl“ und wollen sich demnächst viel mehr sehen und enger umeinander kümmern.
Dazu gehört sicher, dass sie im nächsten Jahr wieder „ohne Koffer verreisen“. Denn das Programm hat sie hier überzeugt mit einer bunten Fülle von Gruppen und Akteuren wie die Tanzgruppe und der Gitarrenkreis der Kfd Mesum, „Liesbeths Hausmusik“ aus Wettringen, Bingo mit Josef Reeker, Filmvorführung mit Heinz Schulte, Bildervortrag von Peter Heckhuis, Singen mit Werner Rapien, Sketche von Lolo Vandeck, „Antjes Tanzgruppe“ aus Rheine, Gitarrenmusikgruppe aus Rheine und die „Neuenkirchener Harmonikas“. Hinzu kamen Besuche von Jutta Kords als Vorsitzende des Seniorenbeirates und vom stellvertretenden Bürgermeister Udo Bonk. Dazu gehörten zudem Gottesdienste mit den Pfarrern Felix Schnetgöke und Heinrich Tietmeyer.
Ein wesentlicher Wohlfühlfaktor im Urlaubsprogramm ist stets das Essen. Zuständig ist dafür das Küchenteam mit Gaby Schnellenberg und Elisabeth Pelke in der ersten und Uschi Beckmann und Agnes Willers in der zweiten Woche. Während das Fleisch von der Metzgerei Achterkamp geliefert kommt, zaubern die Köchinnen daraus täglich mit Kartoffeln und Gemüsebeilagen deftig-schmackhafte Mahlzeiten, wie viele sie früher selbst am eigenen Herd als Geschnetzeltes, Frikadellen und Rouladen zubereiteten. Und da darf jedes Mal als Kröning nicht das süße Dessert wie Herrencreme, Rote Grütze oder Vanilleeis mit heißen Kirschen fehlen.
Bericht/Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de
