Musical zum Kirchbau: „Von der Notwendigkeit zum Wahrzeichen“

Darum gehe es in dem Musical: „Ich will die Menschen vor rund 125 Jahren auftreten lassen, wie sie mit ungeheurem persönlichen Einsatz und Willen anpacken und unter großen Mühsalen und Opfern ihre neue Kirche fertigstellen. So ganz ohne öffentliche Zuschüsse und Förderung. Das erfordert noch heute unser aller Respekt und Anerkennung.“ Dabei gebe es heute noch eine Reihe Familien in Mesum, deren Vorfahren damals aktiv dabei waren: „Vielleicht erkennt der eine oder andere jemanden in der Aufführung und ist ein klein wenig stolz auf dessen Werk und Leistung“. Gemeint seien damit nicht nur die Hauptakteure im Stück wie Ortsvorsteher Schulte Mesum, Lehrer Josef Schwenniger, Wirt Wenzel Mense, Fabrikant Wilhelm Gröning oder die Pfarrer Pelle und Bisping, sondern auch die im Stück auftretenden „kleinen Leute wie die Kollektanten, die damals wochenlang in entfernten Landstrichen zu Fuß von Dorf zu Dorf, von Haus zu Haus unterwegs waren, um Geld für den Kirchbau zu erbetteln und zu sammeln.“
Wir durften bei der Probe einer Szene dabei sein, die ausnahmsweise des guten Wetters wegen aus dem Kirchinnern nach draußen verlegt wurde. Darin trifft 1886 ein Kollektant zufällig seinen Mesumer Kollegen im fernen Kreis Höxter unterwegs auf einer Bank unter einem Wegkreuz an: Alfons Deitermann und Josef Feismann spielen diese Rollen, in denen es nicht immer ganz ernst zugeht, so dass schon beim Proben das Vergnügen nicht fehlte und Susann Kampling kaum Regieanweisungen geben muss. Die ganze Geschichte wird in sieben Szenen erzählt, beginnend in einer Schulklasse um 1875. Dann folgt eine Besprechung im Wohnzimmer des Pfarrers Pelle. Bei seiner Beerdigung 1882 wird das Kernproblem beim Kirchneubau verdeutlicht und im vierten und fünften Bild, nunmehr mit dem neuen Pfarrer Bisping, in einer Kneipenszene beim Wirt Mense und einer Predigt in der Kirche eine Lösung vorangebracht. Zum Schluss werden Grundsteinlegung und Einweihung szenisch in Liedern angedeutet. So viel sei zu Inhalt, Aufbau und Dramaturgie schon vorab angemerkt.
Das Musical, eigentlich mehr ein Theaterstück mit Musik, Tanz und Liedern, bringt insgesamt 70 Mesumer Akteure im Alter von sechs bis 80 Jahren auf die Bühne. Dabei befindet sich diese im Chorraum der Pfarrkirche, denn um diese geht es schließlich. Mitwirken werden neben den 14 Darstellern noch 16 ganz junge Tänzerinnen und Sängerinnen als „Feen der Jahreszeiten“ und neun Jungen als Schulklasse mit Lehrer Schwenniger. Damals gab es eine strikte Trennung zwischen Jungenschule und „Wichterschoole“. Für den musikalischen Part stehen der Kirchenchor von St. Johannes Bapt. und eine kleine Instrumentalistengruppe. Der Eintritt zu diesem Musical ist frei, „Spenden sind erlaubt“, erklärt Susann Kampling augenzwinkernd.

 

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