Pastor Karl Döcker seit 100 Tagen in St. Johannes der Täufer

Mesum/Elte/Hauenhorst Seit Mitte Januar ist Pfarrer Karl Döcker als „Pastor mit dem Titel Pfarrer“, so die kirchenamtlich genaue Formulierung, in der Gemeinde St. Johannes der Täufer als Seelsorger tätig. Bei einem früheren Treffen im Kreis der Seniorenmessdiener im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Hauenhorst vereinbarten wir ein weiteres Gespräch nach dem Ablauf von 100 Tagen. Eine solche Frist wird landläufig jedem eingeräumt, der sich umfassend in ein neues Arbeitsgebiet einarbeiten und die ungewohnte Umgebung mit vielen, weitgehend unbekannten Menschen näher kennen lernen will.

Dass dann bisher dieser Zeitraum für Einarbeit und Kennenlernen „etwas anders“ für Karl Döcker ausgefallen ist, war zu Anfang so nicht vorauszuahnen. Denn die Corona-Pandemie warf doch so einiges von seinen Plänen und Vorhaben rigoros über den Haufen, resümiert er in einer ersten kleinen Bilanz nach genau 100 Tagen. Seine Mitarbeit in der Gemeinde verläuft nun noch ein wenig ruhiger als gedacht: „Zurzeit sind Kontakte zu den Gemeindemitgliedern kaum möglich, so dass mein Besuchsprogramm völlig zusammengeschrumpft ist. Bisher war ich vielleicht in 15 Familien und zwei Gruppen.“ Und das war noch in der Vor-Corona-Zeit. Eine von den beiden Gruppen waren die Seniorenmessdiener, die ihn an einem Nachmittag zu einer Gesprächsrunde eingeladen hatten.

Den gegenwärtigen Ungewissheiten und vielen öffentlichen Einschränkungen geschuldet ist auch, „dass im Seelsorgeteam noch keine grundlegende Abstimmung über eine konkrete Aufgabenverteilung erarbeitet werden konnte“. Da sei er offen für alle gewünschten Formen der Seelsorge und der Unterstützung von Ehrenamtlichen in der Gemeinde. Feststehe bisher nur, dass er in die Reihe der Gottesdienste eingeplant sei, soweit diese regelmäßig gehalten werden können. Dabei sei es schon „ein eigenartiges Gefühl, so ganz allein in einer leeren Kirche den Gottesdienst zu feiern.“ Denn für ihn sei Eucharistie ohne eine lebendige Kommuniongemeinschaft eigentlich nicht vorstellbar.

Eine Aufgabe habe er in dieser außergewöhnlichen Zeit gern im Team mit den anderen Seelsorgerinnen und Seelsorger übernommen: Geistliche Impulse und Worte in den Tag zu formulieren und ins Netz zu stellen.

Sein erster Eindruck von St. Johannes der Täufer: „Ich erlebe hier viel verantwortungsbewusste und eigenständige Arbeit in den Ausschüssen, Gruppen und Gremien der Gemeinde.“ Als Stichworte nennt er beispielhaft dazu die Aktionen und Einsätze der Arbeitsfelder „Communio“ und „Laudato Si“.

Bereitwillig gibt er Einblicke in seine Vita. Die beginnt mit der Geburt im Jahr 1949 in Rheine am Rodder Damm. Für acht Jahre ging er in die Volksschule, die für ihn zunächst im Gebäude der jetzigen Johannesschule an der Osnabrücker Straße und dann in der heutigen Annetteschule untergebracht war. Nach der Schulentlassung besuchte er das Pius-Kolleg in Coesfeld und bestand dort 1969 das Abitur. Danach begann er sein Studium, u.a. der Theologie in Münster und Freiburg. 1976 wurde er vom Bischof in Münster zum Priester geweiht. Nach einer kurzen Urlaubsvertretung in Velen arbeitete er als Kaplan in Bocholt, Recklinghausen und Oer-Erkenschwick, ehe er 1987 zum Pfarrer von St. Josef nach Ahlen berufen wurde. Dort begleitete er neben der Gemeindeseelsorge von 1991 bis 2006 im „Ahlener Modell“ die Priesterausbildung in der Praxis. Neben dieser Aufgabe war Döcker auch als Dekanatsfrauenseelsorger tätig.

Nach 17 Jahren als leitender Pfarrer in Ahlen ließ er sich versetzen und ergriff gern „die Chance, in der Behindertenseelsorge in Haus Hall in Gescher viel im Umgang mit Menschen dazuzulernen.“ 2008 ernannte ihn der Bischof im Raum Ramsdorf-Velen-Hochmoor zum leitenden Pfarrer von St. Peter und Paul in Velen, wo er 2012 auch mit den Aufgaben des Dechanten im Dekanat Borken betraut wurde. 2018 wurde er erneut zum Dechant ernannt. Zum Jahresende 2019 entschied er sich, sich diese Aufgabe aufzugeben und sich versetzen zu lassen.

Den möchte er nun mit 70 Jahren als einen neuen, weniger hektischen Lebensabschnitt beginnen und darum „ins zweite Glied zurücktreten“. Dazu suchte er sich einen Platz, den er in seinem Geburtsort Rheine fand und ihn in seine Heimat zurückbrachte, wo heute noch ein Teil seiner Familie lebt. Eine passende Wohnung gab es an der Brechtestraße. In Übereinstimmung mit den bischöflichen Behörden wurde gleichzeitig als Einsatzort die Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer festgelegt. Diese Entscheidung empfindet er als wichtigen Vorteil: Sein neues Arbeitsfeld in Mesum, Elte und Hauenhorst im Südraum von Rheine ist für ihn leicht zu erreichen: „Von meiner Wohnung ist es nicht weit zum Bahnhof oder zum nächsten Bus“, hebt er hervor. Doch für ihn steht weiter fest: „Solange ich fit bin, werde ich mit meinem E-Bike fahren.“ Wenn er allerdings einmal schnell vor Ort in der Gemeinde sein muss, „dann nutze ich auch mein Auto“.

Denn das Fahrradfahren ist zugleich eines seiner Hobbys, das er gern und oft mit Freunden und Familie ausübt. Für ein zweites bleibt ihm gerade jetzt, bedingt durch die drastischen Einsatzbeschränkungen der Corona-Auflagen, noch zusätzlich mehr Zeit: „Ich lese gern.“ Dabei ist sein Interessengebiet weit gestreut. Bevorzugt sind es Romane, wobei er als letzten „Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult gelesen hat: „Ein spannendes Buch über Rassenprobleme in Amerika.“ Zu seinem erweiterten Leseprogramm gehört ferner das gründliche Studium von Fachzeitschriften: „Dafür fand ich früher im Alltag nie genügend Zeit.“ Ansonsten heißt es für ihn und viele andere: Abwarten, bis die Corona-Krise vorbei ist … Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

Pfarrer Döcker (2.v.r. vorn) bei seiner Vorstellung im Pfarreirat von St. Johannes der Täufer
Pfarrer Karl Döcker (5.v.l.) beim Treffen in Hauenhorst mit den Seniorenmessdienern

 

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