Nach fast drei Jahrzehnten: Ende für Besuchsdienst in Mesum

Mesum Das bekannte lachende und weinende Auge war am Donnerstagnachmittag im Pfarrheim immer wieder zu spüren. Dort hatten sich zehn Frauen getroffen, um Abschied von einem Dienst in der Pfarrgemeinde zu nehmen, den sie zum Teil vor fast drei Jahrzehnten mitbegründet und tatkräftig unterstützt hatten und den sie bis heute noch ausführen: Am 1. Juli 1991 wurde nach längerer Vorbereitung der „Geburtstags-Besuchsdienst für Frauen“ vom Sozialausschuss des damaligen Pfarrgemeinderates ins Leben gerufen.

Initiatorinnen und zugleich Beauftragte waren damals die Ausschussmitglieder Margret Wolters, Hedwig Wähning und Hedwig Brümmer, wovon die letzteren inzwischen verstorben sind. Margret Wolters erinnerte sich noch an den Start: „Es ging darum, alle Frauen vom 75. Lebensjahr an jährlich zu ihrem Geburtstag zu besuchen. Als kleine Geschenke der Pfarrgemeinde brachten wir liebevoll selbst gefertigte Karten und eine kleine Blume mit.“ Vorbild sei für sie der gleichartige Besuchsdienst für die Männer, kurz vorher begründet, gewesen.

Schnell fanden sich in den ersten beiden Jahren weitere Mitstreiterinnen und ehrenamtliche Helferinnen: Gisela Baltruschat, Klärchen Kraken, Mia Hüls, Hanna Exler und Hilde Kattenbeck. Dann folgten alsbald Agnes Höfker, Hilde Dries, Elfriede Gomolla, Waltraud Kösters, Anne Körner, Elisabeth Meier, Maria Wentker, Adele Rauß und Magdalene Spieker. Zu den runden Geburtstagen wie 80, 85 und dann jedes weiter Jahr übernahmen allerdings Hauptamtliche der Pfarrgemeinde diese Besuchsaufgabe.

Ab der Jahrtausendwende wurden die Auflagen und Ziele geändert: Statt der kleinen Blume gab es fortan ein Buch, das Einstiegsalter für den Erstbesuch wurde nach und nach verschoben auf das Alter von 85 Jahren. „Die Zahl für unsere Besuche wurde einfach zu groß“, erklärte Gisela Baltruschat, die vor etwa 20 Jahren die Leitung der Gruppe von Margret Wolters übernahm. Als Beleg nannte sie dafür: „2018 standen auf meiner Liste 98 Geburtstagsbesuche, allesamt nur für Frauen ab 85 Jahren.“ Dafür entwirft sie nach wie vor den „Dienstplan“. Der werde nach wie vor noch einmal im Jahr bei einem Treffen mit allen in gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen gemeinsam besprochen und verteilt.

Das „lachende Auge“ war in den munteren Erzählungen der zehn Damen des unverändert noch bestehenden Besuchsteams nicht zu übersehen. Denn sie waren sich alle einig: „Die Aufgabe hat uns bei aller Mühe in all den Jahren sehr viel Freude bereitet.“ Es habe nahezu, so war ihre einhellige Erfahrung, „immer einen herzlichen Empfang mit sichtlicher Überraschung und unverkennbarer Freude gegeben“. Verbunden sei damit nicht selten auch eine Einladung zu Umtrunk oder gar zu Frühstück oder Kaffeetrinken verbunden gewesen. Besucht worden seien allerdings nur Mesumerinnen, die im Ort wohnten, auch im Mathias-Stift.

Zum „weinenden Auge“ gehörte das nunmehr endgültige Ende für den Besuchsdienst. Noch bis zum Jahresende 2019 werden die Geburtstagskinder besucht, dann „ist Schluss“ für die Damenrunde. Das Aus trifft sie allerdings nicht unerwartet: „Aus Datenschutzgründen dürfen uns die Namen nicht mehr herausgegeben werden.“ Das empfanden einige als „bittere Kehrseite eines an sich wichtigen Gesetzes“. Denn viele der alten Leute, nicht selten alleinstehend, werden fortan notgedrungen auf einen freundlichen Besuch und Gruß aus der Pfarrgemeinde zu ihrem Geburtstag verzichten müssen. Bericht und Bild: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

Zum letzten Treffen des Besuchsdienste begrüßte Leiterin Gisela Baltruschat (r.) auch ihre Vorgängerin Margret Wolters (4.v.r.)
Zum letzten Treffen des Besuchsdienste begrüßte Leiterin Gisela Baltruschat (r.) auch ihre Vorgängerin Margret Wolters (4.v.r.)
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