Konzert des MFC mit vielen Themen und einer Uraufführung in Mesum

Mesum Es war schon ein in mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes Konzert, das der Mesumer Frauenchor zum Jahresabschluss in der in der bis auf den letzten Platz gefüllten Mesumer Pfarrkirche aufführte. Vielleicht trifft es in der Zusammenfassung ganz gut, dazu das Wortbild von Stefan Rauch, Dirigent des MFC, Begleiter an Piano und Orgel sowie Gesamtleiter des Konzertabends, aufzugreifen, der zwischendurch auch als Moderator auftrat und beim Ankündigen eines Beitrages von „Sieben-Meilen-Stiefeln“ sprach, mit denen es im Lied in und durch den Winter gehe. In ähnlich großen Schritten eilte der MFC im Programm durch verschiedenartige Epochen, Themen, Musik, Genres und Literatur zur Weihnachts- und Winterzeit.

Bemerkenswert war gleich zu Beginn die Choreographie zum Konzertthema „Wir zünden tausend Lichter an“, als die Sängerinnen schweigend mit brennenden Kerzen von hinten in den dämmerigen Kirchenraum einzogen. Pfarrer Thomas Hüwe wies dazu in seinem Grußwort auf die wichtige, hoffnungsfroh stimmende Bedeutung des Lichtes als Symbol der Weihnacht hin: „Gott kam in die Welt, um die Dunkelheit zu erhellen!“ Er lud alle ein, sich anstecken zu lassen von der hierin spürbaren Freude, die sich leichter auch mal mit geschlossenen Augen zum tieferen Hören erschließen lasse.

Ungewöhnlich war auch die Zusammenstellung der Mitwirkenden. Akkordeonorchester und Frauenchor traten erstmals gemeinsam bei einer der bekanntesten Weihnachtsweisen „Puer natus in Betlehem“ auf, was auf jeden Fall für Mesum eine Uraufführung bedeutete. Vielleicht war es gar eine „Welturaufführung“, wie Stefan Rauch verschmitzt vermutete. Aber ganz sicher war es ein spannender und gelungener Auftritt beider, dem weitere folgten und die gut ankamen. Bei der Melodie aus dem Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, die weltweit jeder kennt, begnügte sich der Chor allerdings mit einer leise summenden Nebenrolle und überließ dem Orchester die Führung.

Herausragend waren als weitere Mitwirkende zwei Rheiner Solisten: Zunächst Robert Mitschke mit fein klingender und virtuos gespielter Gitarre, begleitet von Stefan Rauch an der Orgel. Das war schon ein Ohrenschmaus, wie er unterschiedliche spanische Weisen von Joaquin Rodrigo Vidrde wie „Villano y Ricercar“ oder „Espanoleta y Fanfare de la Caballeria de Napoles“ interpretierte: einfühlsam, verhalten temperiert, fantasievoll und meditativ akzentuiert. Sein Spiel war weit mehr als nur eine Ergänzung, sondern zugleich eine stimmungsvolle Erweiterung im Programm.

Das galt vor allem für seine Begleitung zweier spanischer Weihnachtslieder im überzeugenden Zusammenspiel mit der zweiten Solistin: Sopranistin Stefanie Peschke. Jene bereicherte mit sowohl klassischem als auch populärem Liedgut wunderbar wohltuend im Hörgenuss den Abend. Mit ihrem fein timbrierten Mezzosopran zog sie von Anfang an das atemlos lauschende Publikum in ihren Bann und setzte unüberhörbar markante Highlights. Es war gewiss kein Zufall, dass sie bei ihrem „Mariä Wiegenlied“ von Max Reger für ihren ebenso großartigen wie einfühlsamen Gesangsvortrag, wie man ihn bisher selten in dieser feinen Qualität in Mesum hörte, spontanen Beifall von der dankbaren Zuhörerschaft bekam, die bis dato auf jeglichen Applaus verzichtet hatte. Das setzte sich dann bei ihren weiteren Soli uneingeschränkt fort, etwa beim Popsong und modernen Evergreen „You raise me up“ von Brendan Graham aus dem Jahr 2001, einer von irischer Folkmusik inspirierten Melodie. Oder beim feinen Pianissimo des „Still, still“ aus dem Musical „Marie Antoinette“.

Der musikalische Bogen spannte sich vom Mittelalter bis in die Gegenwart und in viele Länder. Der reichte vom ältesten, schriftlich überlieferten deutschsprachigen Weihnachtslied „Sys willekomen heirre Kerst“ aus dem 11. Jahrhundert, dessen dreistimmige Originalversion der MFC stimmlich und textlich sicher beherrschte. Das galt fernr für das „Ave Maria“ des ungarischen Komponisten Zoltán Kodály, mit dem eine kleine Folge Weihnachtslieder europäischer Provenienz fortgesetzt wurde. Dazu gehörte auch das titelgebende „Wir zünden tausend Lichter an“ der schwedischen Komponistin und Dichterin Emmy Köhler. Der Frauenchor präsentierte sich hier in ausgezeichneter Verfassung. Er mag etwas an Quantität verloren haben, aber keineswegs an Qualität.

War die Auswahl der Melodien und Lieder bis dahin eher meditativ-andächtig und still verklingend, so änderte sich dies bemerkenswert in der zweiten Konzerthälfte. Eingeleitet mit drei Stücken vom Akkordeonorchester Ibbenbüren unter der souveränen Leitung von Ilse Saatkamp, das einen Rhythmuswechsel brachte und vor allem mit der bekannten Michael-Jackson-Melodie „Heal the world“ und dem flotten „Palladio“ von Karl Jenkins für einige neue Kontraste in Musik und Thematik sorgte. Da kam mit „Curling“ von Thilo Schlunk und „Weißer Winterwald“ gar ein Hauch von Eis und Schnee ins Programm.

Der Schlusspunkt war wie bunt das gesamte Konzert: Zunächst setzte Magda Lange mit ihrer behutsam vorgetragenen „Geschichte vom kleinen Licht“ noch einmal einen besinnlich-weihnachtlichen Akzent. Dann konnte das Publikum mit dem Lied „O du fröhliche“ zum zweiten Mal an diesem Abend aktiv mitmachen, gab es die verdienten Präsente für die Solisten und natürlich die mit stehenden Ovationen lange erklatschte Zugabe: Eine etwas andere Version von „Wir zünden 1000 Lichter an, diesmal mit einem Solo von Stefanie Peschke.

Verdienter Lohn für die Solisten v.l. Stefanie Peschke, Robert Mitschke, Stefan Rauch und Ilse Saatkamp
Dirigent Stefan Rauch leitete mit sicherer Hand das Konzert
Gemeinsam musizierten MFC und Akkordeonorchester Ibbenbüren in der Mesumer Pfarrkirche
Herausragend die Solisten Stefanie Peschke und Robert Mitschke
Top