Kolgekreuz am neuen Standort eingeweiht

Mesum Nach einem festlichen Gottesdienst in der alten Kirche formierte sich die Gemeinde zu einer kurzen Prozession, um das Kolgekreuz am neuen Standort auf dem Friedhof einzuweihen. Pfarrer Thomas Hüwe hatte zuvor Texte vom Fest Kreuzerhöhung ausgewählt, um die Bedeutung des Weiheaktes für das frühere Wegekreuz hervor zu heben. Kreuze als Wegezeichen seien eine besondere Einladung zum Innehalten und Besinnen darauf, dass „im Kreuz das Leben zu finden ist“. Er dankte dabei ausdrücklich der Nachbargemeinschaft „Kolge“ für die Bereitschaft, ihr Kreuz „nicht einfach zu entsorgen“, sondern es unter tatkräftiger Mitarbeit nahe der alten Kirche wieder aufzurichten. Gern habe man als Pfarrgemeinde gemeinsam mit dem Friedhofsausschuss diese neue Stätte dafür gesucht und gefunden.

Ein kurzer Blick zurück zeigt, dass dies nunmehr bereits der dritte Standort für das bekannte Wegekreuz auf der Kolge ist. Allerdings ist über seine Geschichte ist nur ganz wenig bekannt. Es soll 1936 von der Familie Asemann gestiftet worden sein, will man in der Nachbarschaft wissen. Und zwar in dem Jahr, als dort die Postnebenstelle „Kolge über Rheine“ eingerichtet wurde. Ob es damals allerdings vom Bildhauer Heinrich Bäumer aus Münster gefertigt wurde, ist höchst umstritten. Jener erarbeitete 1941 auch das schöne Kreuz zwischen den beiden Friedhofslinden.

Aufgestellt wurde es damals vor dem Gasthaus „Zur Kolge“ auf dem Grundstück des Stifters Asemann. Als 1959 die Rheiner Straße verbreitert wurde, war dafür dort kein Platz mehr. Daher rückte das Bildwerk vom Grundstück Asemann von der Einmündung der Straße „Am Flöddert“ auf die andere Straßenseite zum Anwesen von Beckemeier/Ohde. Dort wurde es zu Ostern 1960 restauriert wieder aufgerichtet. Genau 50 Jahre später waren es abermals Straßenbauarbeiten, die vorübergehend zum kompletten Abbruch des Kolgekreuzes führten.

Als man es fachmännisch in seine Einzelteile wie Sockel, Kreuzbalken und Korpus zerlegte, stellte man erhebliche Schäden fest. Nur den Sockel konnte die Fachfirma Paetzke renovieren und original wieder auf mauern. Kreuzbalken und Korpus waren als Folge von Umwelteinflüssen teilweise vermodert und irreparabel beschädigt. So entschloss man sich, beides von Grund auf zu erneuern: Helmut Knüver schuf aus Eiche den Balken für das neue Kreuz. Dabei hielt er sich genau an die Maßvorgaben des alten Wegebildes. Bekrönt wurde der Balken mit einem schützenden Wetterdach, das mit Kupferblech beschlagen war. Der Mesumer Bildhauer Werner Bruning bekam den Auftrag, einen neuen Korpus zu fertigen. Er wählte dafür ebenfalls hartes Eichenholz. Auch er orientierte sich bei seiner künstlerischen Arbeit am alten Wegebild und wählte bei seinem Werk einen ganz ähnlichen Stil, ohne das Vorbild zu kopieren. Die Familie Ohde, auf deren Grund das Kreuz nach wie vor verblieb, nahm es, im April 2010 von Pfarrer Felix Schnetgöke unter großer Beteiligung der Kolgegemeinschaft eingeweiht, weiterhin in Pflege.

Bei der Restauration 2010 wurde eine Urkunde eingelegt, die von der Geschichte des Kreuzes erzählt und die auch jetzt bei der Translozierung zum Friedhof wieder in den Sockel eingefügt wurde. Darin ist u.a. zu lesen: „Im Jahre des Herrn 2010, als Benedikt XVI. Papst, Horst Köhler Bundespräsident, Angela Merkel Bundeskanzlerin, Jürgen Rüttgers Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Thomas Kubendorff Landrat im Kreis Steinfurt, Angelika Kordfelder Bürgermeisterin der Stadt Rheine und Rudolf Kölling-Gröning Vorsitzender des Stadtteilbeirates Mesum war und Felix Genn Bischof von Münster, Hermann Otto  und Felix Schnetgöke Pfarrer, Robert Schmäing Kaplan der Pfarrgemeinde St. Johannes Bapt., Matthias Höfker stellvertretender Vorsitzender im Kirchenvorstand, Udo Mogdans Vorsitzender im Pfarrgemeinderat war und Pfarrer Stephan Buse an der evangelischen Samariterkirche tätig war, wurde im März das historische Kolgekreuz wieder aufgerichtet.

Es musste um die Jahreswende 2009/10 wegen Ausbauarbeiten an der Einmündung des Lindvennweges zur Rheiner Straße versetzt werden. Dabei wurde es vom Fachunternehmen Paetzke aus Bevergern fachkundig ab- und wieder aufgebaut. Vorherige Untersuchungen ergaben, dass sowohl Korpus als auch Holzbalken völlig vermodert und damit nicht mehr zu restaurieren waren. Darum wurde nur der Sockel in der Fachwerkstatt erneuert und am nahezu gleichen Standort, nur um ein paar Meter nach Süden verschoben, wieder aufgemauert.“

Abermals sind es nun wieder Verkehrsausbaumaßnehmen, die für eine abermalige Versetzung sorgten. Denn demnächst wird an der Rheiner Straße an den Einmündungen von Lindvennweg, Hohe Heideweg und Am Flöddert ein Kreisel gebaut, der auch den Platz des Kreuzes mit einbeziehen wird. Es muss verschwinden. Da sich auf der Kolge kein geeigneter neuer Standort finden ließ, war es aber einhelliger Wunsch der Nachbarschaft, das historische Kolgekreuz nicht aufzugeben, sondern anderswo wieder aufzubauen.

So fand sich in guter Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde ein neuer Standplatz. Im Juni wurde das Kreuz in gemeinsamer Aktion mit den Nachbarn als Ganzes ab- und gleich auf dem alten Friedhof original wieder aufgebaut. Es steht nun gleich hinter der alten Kirche in deren Blickfeld, günstig gelegen an einem der Hauptwege auf dem alten Friedhof und mit einer Ruhebank gleich gegenüber. Gerade jene lädt Friedhofsbesucher, Spaziergänger und Vorübergehende zum kurzen Verweilen und betrachtenden Gebet ein. Bericht: Franz Greiwe ; siehe auch mv-online.de; 

 Pfarrer Thomas Hüwe segnet das Kolgekreuz am neuen Standort auf dem Friedhof
Die älteste Aufnahme des Kolgekreuzes am alten Standort; im Hintergrund das alte Haus Hüls
Das Kreuz auf dem Friedhof mit Blick auf die alte Kirche und der Bank davor
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