Friedhof und alte Kirche: Schnittpunkt von altem und neuem Kreuzweg

Mesum Wenn am Karfreitag die Mesumer Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer nach alter Tradition um 9 Uhr zur Kreuzwegprozession einlädt, dann werden sich vor allem die älteren Teilnehmer erinnern, dass es in Mesum gleich zwei Kreuzwege gibt: Einen alten, dessen 14 Stationen bereits 1864 geschaffen und aufgestellt wurden, und einen neuen, der von 1980 bis 1982 mit 15 Stationsbildern vom Rheiner Künstler Joseph Krautwald geschaffen wurde. Im Schnittpunkt beider frommer, aber unterschiedlicher Wegeverläufe liegt die alte Kirche auf dem Friedhof. Denn hier treffen Gebetsstationen und Wegebilder beider Kreuzwege aufeinander.

Dass es vor 155 Jahren zu einem Außenkreuzweg kam, lässt sich damit erklären, dass es in dem damaligen Gotteshaus der Pfarrgemeinde, der heutigen alten Kirche, keinen Platz an den Wänden und im Innenraum gab, um Kreuzwegbilder anzubringen. Daher bekam der Bildhauer Christoph Mosecker aus Münster 1864 den Auftrag für Stationen im Freien. Er arbeitete damals im viel gefragten und beliebten neugotischen Stil. Am Fest der Kreuzerhöhung, dem 14. September 1864, segnete Benediktinermönch Ludgerus die neuen Stationen ein. Witterungseinflüsse sorgten in den vergangenen Jahrzehnten dafür, dass viele Stationen beschädigt oder gar zerstört wurden, so dass es heute nur noch vier komplett erhaltene gibt: Station 5 als Denkmal geschützt an der alten Johannesschule, Stationen 6 und 7 am Hof Schulte Mesum an der Feuerstiege und Station 13 auf dem Friedhof. Dort standen am alten Rundweg zwischen den Gräbern einstmals die Stationen 10 bis 14.

Fünf Kreuzwegbilder sind auch heute wieder dort in enger Folge anzutreffen. Nur eines davon, die Station 13 am Hauptweg entlang der alten Kirche zur Leichenhalle, stammt noch von 1864. Wer diese genau betrachtet, entdeckt umfangreiche Eingriffe von Restaurierungsarbeiten. Nur das in Sandstein gearbeitete Halbrelief mit der Darstellung der Kreuzabnahme scheint noch im Originalzustand zu sein. Der Rahmen besteht aus Kunststein und könnte eine spätere Anfügung sein, weil die Originaleinfassung aus Sandstein verwittert war. Wer heute vor dieser einst vorletzten Station steht, befindet sich im weiten Sichtfeld der alten Kirche. Gleiches gilt, wer dem neuen Kreuzweg folgt, von dem vier Stationen auf dem Friedhof stehen. Vor der Station VI an der Leichenhalle öffnet sich der Blick des Betrachters und Beters auf die alte Kirche.

Seit Jahrhunderten gehört das Beten und Singen des Kreuzweges als Zeichen der tiefen Volksfrömmigkeit und des gelebten Glaubens zu den bedeutenden kirchlichen Bräuchen in der Karwoche. Vor allem die Mesumer KAB fühlt sich dem Erhalt dieser frommen Prozession verpflichtet. Denn sie setzte sich vor 40 Jahren vehement für die Neugestaltung des Kreuzweges ein, pflegt immer noch etliche der Stationen und organisiert alljährlich dessen Ablauf und Durchführung. Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

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