Enttäuschung: Dohlen statt Wanderfalken

Mesum Da kann Heiner Zimmermann seine erste Enttäuschung auch gar nicht verhehlen, als er bestätigen muss, dass „das Wanderfalkenpärchen den Mesumer Kirchturm wieder verlassen hat, ohne dort zu nisten.“ Als Beweis dafür dienen ihm und weitere aufmerksame Beobachter seit etlichen Tagen, dass hier hoch oben am Turm nun nur noch Dohlen täglich ein- und ausfliegen. Da ein Zusammenleben beider Vogelarten ausgeschlossen ist, müssen folgerichtig die Wanderfalken wieder ausgezogen sein. Denn im Gegensatz zu Turmfalken können die größeren Wanderfalken auch Dohlen schlagen.

Nach einem hoffnungsvollen Anfang sei jetzt der zuständige Arbeitskreis des Pfarreirates schon traurig, umschreibt Heiner Zimmermann die Gemütslage der Naturschützer. Warum sich die Situation so entwickelte, bleibe für die Fachleute ein Rätsel. Eine genaue Untersuchung der Nestanlage auf dem Kirchturm vor Ort durch die Hauptzuständigen für die Nistkästen mit Heinzer Zimmermann, Udo Mogdans und Frank Gerdes vom NABU bestätigte dann die Lage: Die Falken sind weg und Dohlen haben den Standort übernommen. Das seien aber nicht die gewünschten Bewohner, weil sie für ihren Nestbetrieb den Turmboden vermüllen. Der Ortstermin ergab aber, dass auch die Dohlen keine Brut in dem Kasten großgezogen haben, denn dann wäre deutlich mehr Eintrag an Zweigen zu bemerken gewesen. Daher könne man das Dohlennest entfernen.

Die Ursachenforschung für das Verschwinden der Falken gestalte sich schwierig, erklärte Heiner Zimmermann. Denn es gebe „keinerlei Hinweise, warum die Wanderfalken nach anfänglicher Besetzung des Kastens diesen wieder verlassen haben. Sicher ist ferner, dass die Dohlen sie nicht vertrieben haben; das hätten sie nie geschafft.“ So bleibt Raum für Vermutungen und mögliche Erklärungen. Vielleicht sei das Wanderfalkenpärchen ja noch zu jung gewesen und umgangssprachlich formuliert: „Es waren noch nicht geschlechtsreife Jungvögel, die schon ‚Frühlingsgefühle‘ hatten, aber erst nach dem Einzug bemerkt haben, dass das alles noch nichts werden kann und wieder ausgezogen sind.“ So habe es hier nicht dauerhaft für Nachwuchs sorgen können. Wanderfalken seien aber durchaus, auch wenn ihr Name etwas anderes vermuten lasse, standorttreue Vögel.

Sicher ist, dass die Falken „zumindest in diesem Jahr nicht wiederkommen werden“. Daher sei man „schon recht traurig, weil es ein so guter Start war.“ Es bleibe nun die Hoffnung, dass im kommenden Jahr das Wanderfalkenpaar, inzwischen reifer geworden, zurückkehre. Heiner Zimmermann ordnete den Vorgang durchaus pragmatisch ein: „An diesem Verlauf wird uns noch einmal klar, dass die Schöpfung nach ihren eigenen Gesetzmäßigen verläuft und nicht nach unseren Wünschen. Bei allem Bedauern weckt das eher ein Gefühl der Demut.“ Bericht: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

Vor dem Einflugloch, geschaffen für Turm- und Wanderfalken, sitzt nunmehr eine Dohle als Hausherrin (Bild: Hans Bensmann)
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