Endlich ein neuer Kirchen- und Pfarrpatron für St. Johannes

Mesum: Dass in einer Kirche eine neue Heiligenfigur aufgestellt wird, ist keineswegs ungewöhnlich. Doch in der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer in Rheine, 2112 zur Großgemeinde fusioniert, wird diese Situation am Patronatsfest am Sonntag, 24. Juni, ein Freudentag sein, der in besonders guter, weil dankbarer Erinnerung bleiben wird: Im Festgottesdienst um 10 Uhr wird Pfarrer Thomas Hüwe in der Pfarrkirche eine neue Statue des Kirchen- und Pfarrpatrons Johannes Bapt. enthüllen und feierlich einsegnen. Damit bekommt die Kirche nach mehr als drei Jahrzehnten endlich wieder ein Bild des Heiligen und eine lange Vakanz geht zu Ende.

Die begann, wie eine kleine Rückblende zeigt, fast auf den Tag genau vor 36 Jahren: Am 9. Juni 1982 entwendeten, vermutlich nach Beendigung des abendlichen Gottesdienstes, bis auf den heutigen Tag unbekannte, dreiste Diebe die einzige Johannes-Figur aus der Kirche. Da sie hoch auf einer Konsole im Chorraum stand, wurde ihr Fehlen erst anderntags bemerkt. Die Polizei ging damals von mehreren Tätern aus, die offensichtlich auch das daneben stehende barocke Marienbild mitnehmen wollten. Da sie sich dabei wohl gestört fühlten, blieb diese wertvolle Figur nur leicht verschoben und beschädigt zurück.

Empörung, Trauer und Ärger in der Gemeinde waren anschießend groß. Denn die gestohlene Figur war von hohem kunstgeschichtlichem und lokalhistorischem Wert. Denn sie schmückte einst die alte Kirche und wird dem Rheiner Künstler Heinrich Meyering d. Ä. zugeschrieben, der sie in der Mitte des 17. Jahrhunderts schuf. Die Holzfigur war etwa 60 Zentimeter hoch und wurde im 19. Jahrhundert im damals beliebten Nazarener-Stil stark umgearbeitet und in Ölfarbe gefasst: grüner Mantel mit Goldrändern, dunkelrotem Untergewand, Bart und Haare dunkelbraun und ein goldenes Lamm auf der linken Hand. So passte sie sich hervorragend in die gleichartige Ausstattung der neuen Kirche, 1887-1890 erbaut, ein.

Trotz intensiver Bemühungen konnten die Diebe nie gefasst werden, sodass die Figur unauffindbar blieb. Es gab in den folgenden Zeiten wiederholt Überlegungen, einen neuen „Johannes“ zu erwerben; eventuell als getreue Kopie der gestohlenen Figur. Doch bisher scheiterten alle Bemühungen, vor allem an der Finanzierung. Das änderte sich schlagartig, als nun ein Sponsor anbot, eine neue Statue zu stiften. Daraufhin gab die Pfarrgemeinde beim Mesumer Bildhauer Werner Bruning den Auftrag zu einer neuen Johannes-Statue, ebenfalls in Holz.

Der Künstler verzichtete dabei bei seiner insgesamt etwa 1,40 Meter großen Plastik auf jegliche Nachahmung und farbliche Fassung, sondern entschied sich für eine leicht getönte Lasierung. Als Material wählte er eine feste, beständige Linde aus dem Fichtelgebirge. Schon sein erster Entwurf, so erklärte Werner Bruning beim Aufstellen der Figur, habe seine Auftraggeber überzeugt. Sein Johannes interpretiere „die Hoffnungsgeschichte Israels, in dem er als Mahner auftritt, der das endzeitliche Kommen Gottes ankündigt“. So stehe jener unverrückbar als der Prophet, dessen Leben und Auftreten die Bibel beschreibt: Der mutige Prediger und Asket im einfachen, ja ärmlichen Gewand, nur vom einfachen Strick gehalten, in der Hand statt des Lammes ein Stab mit Kreuz und Siegesfahne.

Gewollt ausgeführt ist die Aus- und Blickrichtung auf das große Hängekreuz über dem Altar (1976 ebenfalls von Werner Bruning geschaffen), auf das die ausgetreckt erhobene Hand verweist: „Vom Kreuz allein kommt durch Jesus das Heil!“ Dabei mildert der eher mahnend-auffordernde, leicht gekrümmte Finger bildnerisch die Strenge der Darstellung, lässt aber in seinem Aufforderungscharakter keinerlei Zweifel aufkommen.

Bewusst ausgewählt wurde der Standort hoch an der linken Wand im Chorraum, wo einst der Platz der Vorgängerfigur war und wo sie nun von Kirchenvorstand Matthias Höfker und Küster Udo Mogdans angebracht wurde. Ein Unterschied zur früheren Skulptur: Stand jene auf einem Steinsockel, so ist die Haltekonsole diesmal mit eingearbeitet und figürlich aus einem Stück gefertigt. In die Konsole fügte der Bildhauer zwei christliche Bilder ein: Der Fisch symbolisiert seit den ersten Tagen der Christen die Zugehörigkeit zur Kirche, während die Wellenlinien auf das Wasser der Taufe deuten.

Die Einsegnung des neuen Pfarrpatrons findet während des Festgottesdienstes statt. Anschließend nach einem kurzen Festakt noch in der Kirche sind alle Pfarrangehörigen zu einem großen Gemeindefest in den Pfarrpark Mesum eingeladen, wo zugleich das silberne Priesterjubiläum von Pfarrer Thomas Hüwe gefeiert wird. Für gute und ausreichende Verpflegung und Unterhaltung einschließlich einer Überraschung zum Abschluss ist gesorgt. Bilder und Bericht: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

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