„Encaustic“ als Fortführung eines alten Kunsthandwerks
Mesum Im Nachhinein durften sich Martina Börgel und ihr Büchereiteam bei der Bilanz zur Buchausstellung bestätigt fühlen. Sie hatten einiges Neues geplant und mit Bewährtem verknüpft, was den ganzen Sonntag hindurch bei regem Publikumszuspruch viel Anklang fand. Alle neuen Bücher und Medien waren diesmal auf langen Tischen an den Wänden angeordnet, was die Besucher „zu einem Rundlauf“ und zu neuer Orientierung animierte. Daher rückte das traditionelle Café kompakt in die Mitte und ermöglichte zu allen Seiten gute Sicht.
Im wahrsten Sinne des Wortes spektakulär und Hingucker war der Stand von Ingrid Edelkötter aus Greven mit ihren „Encaustic“- Vorführungen, der immer umlagert war. Mit „Malen mit heißem Wachs“ umschreibt sie selbst das historische Kunsthandwerk und die alte Technik des Gestaltens mit farbigem Wachs, wobei dieser erwärmt und zu fantasievoll-filigranen Zeichnungen eingebrannt wird. Erst im 20. Jahrhundert habe man sich erst wieder an diese frühe Kunsttechnik erinnert, klärte Ingrid Edelkötter gern auf und demonstrierte, warum sie davon so begeistert ist: Unter ihren geschickten Händen entstehen wunderbar farbig leuchtende Kunstwerke wie kleine Bilder, Karten und Lesezeichen.
Der Rundlauf verführte dazu, sich Meter für Meter durch die vielen Neuerscheinungen des Buch- und Medienmarktes voran zu arbeiten. Wie modern die neuesten Kochbücher sind, verrieten schon Titel wie „Speed cooking“. Sie interessierten als Sachbücher und Ratgeber mit ebenso neuzeitlichen Themen wie „Run for you life“, bei dem es um Tipps „für ein glückliches und gesundes Leben“ geht. Daneben gab es Informationen zu aktuellen Themen zur Auseinandersetzung mit Rechtspopulisten wie „Die Volksverführer“. Renner auf dem Jugend- und Kinderbuchsektor sind, weiß Martina Börgel, nach wie vor Buchreihen wie „Die drei Fragezeichen“ für Jungen und „Die drei Rufzeichen“ für Mädchen.
Bei Erwachsenen sind, so Ulrike Feldkämper, nach wie vor Romane, Krimis und Thriller gefragt. Von den Bestsellerlisten fanden etliche den Weg auf den Tisch: Peter Pranges „Eine Familie in Deutschland“ genauso wie Dörte Hansens „Mittagsstunde“ und Annette Hess‘ Debütroman „Deutsches Haus“. Die Autorin ist bekannt aus TV-Serien wie „Weissensei“ oder „Kudamm“. Nicht fehlen durfte der neue Krimi von Helga Streffing“, die als Rheinerin die „Tödlichen Rollenspiele“ in ihrer Heimatstadt austragen lässt.
Wir konnten kurz die 16-jährige Maike bei ihrem Rundgang begleiten. Sie sah sich vieles an, „denn Lesen bildet die Fantasie“. Aber hängen blieb sie bei Neuausgaben, „die für junge Leute den politischen Alltag ansprechen und gesellschaftliche Gegenwartsprobleme realistisch beschreiben“. Zielsicher griff sie hier für kleine Leseprobe zu den Büchern „54 Minuten“ von Marieke Nijkamp, worin es „um die Angst vor dem Jungen mit der Waffe geht“, und „Bad Girls“ von E. Lockhart.
Dass Martina Börgel das Lesen ebenso positiv bewertet, darf nicht verwundern. Sie freute, dass die Katholischen Öffentlichen Büchereien sich insgesamt behaupten konnten. Für die Mesumer KÖB darf sie optimistisch sein: „Bis zum Jahresende werden wir unsere Ausleihzahlen gesteigert haben, denn wir liegen schon jetzt im Jahressoll.“ Die Begrenzung auf insgesamt 6000 Medien verpflichte vor jeder Neuanschaffung das Aussortieren: 600 Bücher kamen neu, 600 standen im Bücherflohmarkt zum Verkauf. Das Stück für 50 Cent – da griff manch Besucher gern zu. Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de
