Die historischen Grabmäler auf dem Friedhof in Mesum

Gesäubert, renoviert und sicher auf neuen Fundamenten

Mesum Die Verjüngungskur für vier alten Grabmäler auf dem Friedhof, das bestätigt gleich der erste Eindruck nach Abschluss der Arbeiten, ist ein sichtbarer Erfolg und darf als überaus gelungen betrachtet werden: Die vier Grabsteine erstrahlen aufgefrischt und ergänzen den historischen Grabmalpark, der damit nunmehr komplett erstellt ist und in seiner Darbietung und  Zusammenstellung einzigartig sein dürfte: Denn hier stehen auf engem Raum insgesamt acht Monumente, die zwischen 1864 und 1916 entstanden und über sechs Jahrzehnte Friedhofs- und Begräbniskultur dokumentieren.

Nach der Renovierung sind alle imposanten Steinbilder wieder in gutem Zustand. Vor allem die vier Schrifttafeln können jetzt gut gelesen werden. Eine kleine Ausnahme ist das Grab „Bertels“, an dem aber nun wichtige Text- und Namensfragmente deutlich zu entziffern sind, so dass das Grab eindeutig zugeordnet werden kann (Die MV berichtete!). Zu ihm gibt es eine kleine Standortverschiebung, die aufmerksame Beobachter sofort erkannt haben. Es stand zu dicht an einem Baum und musste daher um wenige Meter versetzt neu aufgestellt werden.

Fortan vermittelt der kleine historische Grabmalpark den Friedhofsbesuchern einen informativen Einblick in eine weit über hundert Jahre alte Begräbniskultur. Der Standort im Schatten und damit in unmittelbarer Beziehung zur alten Kirche ist ein unübersehbarer Hinweis darauf, dass hier schon seit Anbeginn der Kirchengeschichte im 14. Jahrhundert die Gemeinde im engen Umfeld der Pfarrkirche ihre Toten bestattete. Daher stammt in Mesum noch die alte Bezeichnung „Kiärkhoff“ (Kirchhof) für den Friedhof. Die alten Steinbilder legen beredtes Zeugnis darüber ab, wie die Menschen früherer Generationen über Tod, Auferstehung und Totenverehrung dachten und dies sichtbar umsetzten. Kreuze, Ornamentik und kleine Symbole, vor allem aber der imposante Engel auf dem Timmerman-Grab, künden noch heute ebenso davon wie die Lage, Ausgestaltung, Erhabenheit und Formen der einzelnen Grabdenkmäler.

Große Sandsteinplatten, die in nächster Zeit noch verlegt werden, deuten dann nicht nur den Zugang zur Gesamtanlage an, sondern symbolisieren zugleich die frühere Grabausrichtung.

Es gab allerdings noch einen weiteren Grund für die Arbeiten, die Bildhauermeister und Steinmetz Peter Bruning in den letzten Wochen in seiner Fachwerkstatt ausführte. Denn ebenso bedeutender war, so Peter Bruning, dass die Standsicherheit der alten Grabsteine nicht mehr gewährleistet war, wie eine Überprüfung vor Ort ergab. Beim Abbau zeigte sich dann das ganze Ausmaß der Schäden: einzelne Teile wackelten und Bedachungen sowie bekrönende Kreuze hatten sich gelöst, weil die alten Klebepunkte mürbe geworden und Halteeisen verrostet waren. Zudem arbeitete man früher unter anderen Bedingungen mit weniger Befestigungen. Darum war es wichtig, nun beim Wiederaufbau nach vorgeschriebenen Auflagen für mehr Standsicherheit alle Einzelteile mit Ankern und Dübeln aus Edelstahl fest zu verbinden. „Das hält nun für Jahrzehnte“, ist sich Peter Bruning sicher.

Zum Auftragsumfang gehörten zwischen Abbau, Zerlegung und Abtransport einerseits und Wiederaufbau sowie teilweise Neufundamentierung der Grabmale andererseits weitere besondere Erhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten. Zunächst wurden die alten Steine unterschiedlichster Arten, die von Ibbenbüren-Hörsteler Sandstein über schwarze Glasplatten, Marmor und Diabas bis zum weichen Baumberger Stein reichten, sorgfältig gereinigt und von jahrzehntealtem Schmutz befreit. Nach gründlicher Trocknung konnten Fehlstellen durch Restaurierungsmörtel vorsichtig ausgeglichen werden. Danach war dann Tage später alles nach ausreichender Aushärtung noch einmal zu säubern und zu überarbeiten. Dazu gehörte auch vorsichtiges, hauchdünnes Abschleifen wie etwa bei der Schrifttafel am Grab der Familie Ross.

Der letzte Arbeitsgang in der Steinmetzwerkstatt umfasste das Imprägnieren mit einem wasserabweisenden Material, „das aber den Sandstein atmen lässt“. Das ist für den Fachmann Peter Bruning eine wichtige Voraussetzung, die gelegentlich in früheren Jahren bei wenig sachgemäßen Renovierungen durch den Auftrag von Farbe missachtet wurde. Die verhinderte nicht auf Dauer das Eindringen von Wasser, so dass der Oberflächenschutz irgendwann abplatzte und Teile der Steinoberfläche absprengte. Um nun dauerhaft die erneuerten Grabmäler zu schützen, sollten diese regelmäßig mit einer Schutzflüssigkeit eingesprüht und gereinigt werden, um so schädlichen Befall von Flechten, Moosen und Algen entgegen zu wirken.

Beim Wiederaufbau galt der erste Blick dem originalen Standort, um größtmögliche historische Authentizität zu erreichen. Beim Grabmal Ross musste man sich jedoch für einen neuen Platz in der vorderen Reihe entscheiden. Denn es stand bisher, viele Jahrzehnte davon völlig von Grün nahezu unsichtbar überwuchert, unbeachtet und nahezu unsichtbar tief verborgen in einer Hecke. Die zugehörige schwarze Marmorplatte, auf einem flachen Steinkissen befestigt und einst unmittelbar neben dem Grabmal aufgelegt, kommt allerdings an den alten Standort zurück. Damit dokumentiert sie, wo die gesamte Grabanlage einmal stand.

Insgesamt besteht der historische Denkmalpark hinter der alten Kirche aus insgesamt sieben Grabmälern. Einbezogen gehört darin als 8. Monument die 13. Kreuzwegstation des historischen Kreuzweges von 1864, die am nordöstlichen Rand der Anlage an einem der Hauptwege entlang der alten Kirche zur Leichenhalle steht.

Jede Grabstätte erzählt ihre eigene Geschichte. Einige Hinweise dazu erhalten die Betrachter bei einem Rundgang in den Grabinschriften, die informieren über Namen, Alter, Stand („wohl achtbarer Herr“, „mein geliebter Gatte“, „unsere lieben Eltern“, „unsere gute Schwester“) und Beruf (Lehrerin, Gerichtsreferendar) der Personen, die hier vor 100 Jahren und mehr bestattet wurden. Ferner geben sie darüber Auskunft, welche besonderen Materialien für die Tafeln verwandt wurden, in welcher Schriftsprache damals die Texte verfasst waren und wie sie technisch eingraviert wurden:

  1. Grab Theresia Bönstrup * 8. Nov. 1813 + 20. Nov. 1882
  2. Grab Ludolf Dieckmann * 19. Dez. 1845 + 1. Febr. 1927

Gertrud Dieckmann * 13. Juli 1841 + 17. Sept. 1916

  1. Grab Ignatz Bertels * 30. Juli 1823 + 9. Juni 1883

Theresia Bertels * 3. Febr. 1821 + 2. Aug. 1906

  1. Grab Elisabeth Drügemöller (Lehrerin) * 12. Febr. 1881 + 30. Aug. 1919
  2. Grab Josephine Schulze-Sutthoff (Lehrerin) * 12. März 1851 + 19. März 1912
  3. Grab Theodor Timmerman (Gerichtsreferendar) * 22. Dez. 1837 + 16. Febr. 1898 (besonders geschützt durch Denkmalschutz)
  4. Grab Heinrich Roß * 20. Nov. 1841 + 22. April 1912
    Elisabeth Roß * 7. Febr. 1847 + 31. März 1906

Bericht und Bilder: Franz Greiwe; siehe auch mv-online.de

Der historische Grabmalpark ist komplett, so dass Peter Bruning (l.) und sein Mitarbeiter nur noch letzte Feinarbeiten wie das Fugen vornehmen müssen
Trotz ihrer Randlange ist die alte 13. Kreuzwegstation von 1864 ein Bestandteil des Grabmalparks
Top