Ungläubiges Staunen: „105 Kinder in einem Klassenraum!“

Mesum Die Erst- und Zweitklässler der Johannes-Grundschule mit ihren Klassenlehrerinnen Angela Prenger, Astrid Feldkämper, Mirjam Viehoff und Sandra Stöltja kamen am Donnerstagmorgen beim Besuch der Delegation aus Yendi gar nicht mehr aus dem ungläubigen Staunen heraus. Da saßen sie ungewohnt eng mit vier Klassen gemeinsam im Mensaraum und das ist in Yendi normal. Das und mehr ließen sich von den afrikanischen Gästen Maria Ayichuru, Pfarrer Jonas Kuubeta und Peter Atia, die von der Lehrerin Jessica Hallmann begrüßt wurden und die auch als Übersetzerin auftrat, vom Schulleben in Ghana erzählen. Was sie dabei in Wort und vor allem in Bildern erlebten, war für sie alle unfassbarer Schulalltag und so ganz anders und eigentlich unvorstellbar und unvergleichbar in den äußeren Bedingungen.

Peter Atia unterrichtet an einer öffentlichen Grundschule in Yendi, die von 1200 Jungen und Mädchen in den Klassen 1 bis 6 besucht wird. Allein diese große Zahl erregte erste große Aufmerksamkeit: Unvorstellbar an der Johannes-Grundschule, fanden die Kinder. Aber die jungen Zuhörer sollten aus dem ungläubigen Staunen nicht mehr heraus kommen, als sie zahlreiche Bilder aus dem Schulalltag sahen: 105 Kinder in einem kahlen Klassenraum, dicht gedrängt sitzend auf Bänken, unterrichtet von zwei Lehrern, und Spiele auf einem staubigen Schulhof. Alle Kinder tragen eine Schuluniform, die gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Farbe Grün signalisiert hier die Zugehörigkeit zu einer katholischen Schule, die jedoch auch von moslemischen Kindern, erkennbar an den Kopftüchern, besucht wird. Konflikte und Streit? Nein, alle kommen friedlich miteinander aus.

Zwischenzeitlich kam am Donnerstag in der Mensa mal ganz spontan kurzer Protest bei den Grundschülern auf, als sie hörten, dass in Ghana alle Mädchen nur kurzgeschoren zur Schule kommen dürfen. Schönes, langes Haar wie bei den meisten Mesumer Mädchen üblich ist hier verboten. Dazu gab es ähnliches Kopfschütteln wie bei manchem Strafmaß für Schulvergehen: Fünf Minuten knien mit erhobenen Händen. Aber insgesamt gebe es eine große Disziplin in der Schule, so Lehrer Peter Atia. Der Schulmorgen beginne um 7.30 Uhr mit dem gemeinsamen Gebet, dann folge ab 8 Uhr der Unterricht in sieben Fächern. Darunter auch Kommunikationstechnik.

Der Grundschule vorgeschaltet sei der „Kindergarten“. Bei diesem international gebräuchlichen deutschen Wort stutzte so manch kleiner Mesumer Grundschüler. Er erlebt in seinem Stundenplan auch das Fach Englisch. Und welche Vokabeln sie bereits kennen, bewiesen sie Englischanfänger gleich zweimal. Zum einen, als Peter Atia herzliche Grüße der Yendi-Kinder an die deutschen Partner übermittelte und diese ihre Antwort englisch formulierten. Und dann noch einmal, als er sie fragte, ob sie Afrika kennen und lieben: „Yes, we like Africa!“

Wie zuvor mit den Dritt- und Viertklässlern begann Peter Atia seinen Vortrag wie in Afrika üblich mit einem „Song“ und rhythmischen Klatschen. Da konnten seine jungen Zuhörer gut mithalten und intonierten ein fröhliches „Guten Morgen, good morning“. Am Schluss gab es viel Applaus für die Informationen und Gäste aus Yendi, die sich als Ideal vorstellen konnten, dass es einmal zu einem Schüleraustausch zwischen den Partnergemeinden St. Johannes Mesum und „Our Lady of Lourdes Yendi“ kommen könnte. Text, Bild: Franz Greiwe: siehe auch MV-online.de

Lehrerin Jessica Hallmann stellt den Erst- und Zweitklässlern die Gäste aus Yendi vor: v.l. Maria Ayichuru, Jonas Kuubeta und Peter Atia
Lehrerin Jessica Hallmann stellt den Erst- und Zweitklässlern die Gäste aus Yendi vor: v.l. Maria Ayichuru, Jonas Kuubeta und Peter Atia
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