Ein Kirchenschatz voller Schönheit und Erinnerungen

Das war leicht nachzuvollziehen, denn Küster Udo Mogdans hatte mit seinem Team eine großartige Ausstellung aufgebaut und die sehenswerten Anschauungsobjekt liebevoll und mit viel Sachkenntnis ins rechte Licht gerückt. Dafür sagte Pfarrer Hüwe herzlich Dank und Anerkennung. Wunderbar war der Kirchraum in das Ausstellungskonzept einbezogen und wurden die Exponate in die barocke Ausstattung integriert. Da gruppierte sich beispielhaft um den alten sandsteinernen Taufstein alles, was an frühere Taufriten erinnerte wie fein gestickte Taufkleidchen und historische Taufgefäße. Einbezogen war auch das Chorgestühl als Dekoration für alte Kirchenbücher, Chormäntel und Messgewänder. Etliche von ihnen wurden erst vor kurzer Zeit aufwändig restauriert.
Einen wahrhaft goldig glänzenden Blickfang bildete die Reihe historischer Kelche, Monstranzen, Ziborien und Patenen. „Aber hier ist nicht alles Gold, was glänzt“, erklärte Pfarrer Hüwe schmunzelnd bei einem ersten Rundgang. Reines Gold und wertvolle Edelsteine suche man dabei vergebens. Vielmehr gehe es hier wie auch bei den meisten anderen Ausstellungsstücken nicht um hohe Summen für edle Materialien, Metalle und Steine und um den Anschein von unermesslichem Reichtum, sondern vielmehr um Andachtsgegenstände und nachhaltige Erinnerungswerte für die Gemeinde. Das spürten vor allem ältere Besucher und erkannten vieles aus ihrer Kindheit im Nacherleben früherer liturgischer Handlungen: Die farbig bestickten Fahnen beispielsweise, die bei Prozessionen mitgeführt und die prächtigen Gewänder, die von den Priestern getragen wurden. Einiges gab Rätsel auf, die auch Ausstellungsmacher Udo Mogdans nicht auflösen konnte: Stammte der hölzerne Tabernakelaufsatz etwa aus der Kapelle des alten Krankenhauses? Kamen von dort auch die nostalgisch anmutenden Heiligenfiguren aus bemaltem Gips, wie deutliche Gebrauchsspuren an deren Ecken zeigten, ehe sie auf dem Dachboden landeten?
Erinnern konnten sich viele auch noch an die alten Kommunionbänke. Für die im neugotischen Stil nach den Entwürfen des Kirchbauarchitekten Hilger Hertel geschnitzten Kunstwerke aus Eichenholz war in den letzten Jahrzehnte nach verschiedenen Umgestaltungen in der neuen Kirche kein Platz mehr und sie verschwanden auf dem Dachboden der Sakristei. Eigentlich viel zu schade, dass alles dort demnächst wieder unbemerkt das weitere Dasein friste, befand Pfarrer Hüwe. Einhellig war auch das Urteil der Ausstellungsgäste: „Das ist toll gemacht und sollte eigentlich immer zu sehen sein.“ Manch einer konnte sich gar vorstellen, „dass alles hier in der alten Kirche so bleibt“. Aber dazu waren es zu viele Schaustücke. Wie viel eigentlich? Da konnte Udo Mogdans nur die Schultern zucken: Er hatte bei hundert aufgehört zu zählen …

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